Bewegung trainiert man durch Bewegung? Es war der Athletik-Trainer Eric Cobb, der Anfang der 2000er Jahre das Gehirn als Steuerinstrument von Bewegungen ernst nahm und konsequent ins Bewegungstraining integrierte. Die Fokussierung auf das Gehirn unterscheidet das neurozentrierte Training, auch Neuroathletik genannt, von allen klassischen biomechanischen Trainingsansätzen.
EXPERTE IM TEAM
Seit einem Jahr arbeitet der Sportwissenschaftler Jannik Schuster als Sporttherapeut und Fußballcoach im Ingolstädter Freiraum R·O·T mit dieser innovativen neurozentrierten Trainingsmethode. Weltweit können nur etwa 500 Personen sie professionell anwenden, dank einer Zusatzausbildung. Unseren Gästen im Freiraum R·O·T Ingolstadt wird diese neue Trainingsmethode ebenfalls zuteil. Jannik Schuster gibt Einblick in die Grundlagen des neurozentrierten Trainings.
DAS BESONDERE AM NEUROZENTRIERTEN TRAINING
Unser Nervensystem nimmt permanent eine Vielzahl von Informationen (Input) aus der Umwelt und dem eigenen Körper auf, z. B. über die Augen, die Muskelrezeptoren, Sehnen, Bänder, aber auch über die Atmung oder die Herzfrequenz usw. Diese Informationen werden in verschiedenen Strukturen des Gehirns verarbeitet. Basierend darauf trifft das Gehirn Entscheidungen und sendet Befehle (Output) an die ausführenden Organe (größtenteils Muskeln). Ziel des neurozentrierten Trainings ist die Optimierung genau dieses Prozesses. Wir konzentrieren uns auf das Training der Inputsysteme, um den Output – die Bewegung – automatisch zu verbessern.
JEDE UND JEDER KANN PROFITIEREN
Weil das neurozentrierte Training kein spezifisches Programm für ein körperliches Teilgebiet ist, kann jede und jeder davon profitieren – Menschen mit Bewegungseinschränkungen, Erkrankungen, Verletzungen, Verspannungen oder Schmerzen, aber auch Sporttreibende auf Amateur- bis hin zum Leistungssportniveau. Beim Training werden alle Übungen individuell auf das Nervensystem des jeweiligen Menschen angepasst. Auch deshalb ist dieses Training für jeden geeignet.


INS GLEICHGEWICHT KOMMEN
Das Gleichgewicht ist wichtiger Teil von Bewegung und findet immer reflexiv – automatisch – statt. Aus neurozentrierter Sicht sind für die Entstehung und Kontrolle von Bewegung (und damit auch für das Gleichgewicht) drei Inputsysteme wichtig:
- das visuelle System (Augen)
- das vestibuläre System (das sogenannte Gleichgewichtssystem, das im Innenohr sitzt)
- das propriozeptive System (Wahrnehmung unseres Körpers im Raum)
Gemeinsam mit dem visuellen System ist das vestibuläre System hauptverantwortlich für das Gleichgewicht. Da das vestibuläre System im Innenohr sitzt, kann es durch spezifische Kopfbewegungen trainiert werden. Dieses häufig vernachlässigte System spielt nicht selten eine große Rolle zum Beispiel bei Rückenschmerzen.
ALLE GELENKE SICHER BEWEGEN
Beim propriozeptiven System geht es primär um die gezielte Ansteuerung von Muskeln, Sehnen und Bändern, damit alle Gelenke kontrolliert und sicher bewegt werden können. Eine ungenügende Kontrolle der Gelenke führt häufig zu Verletzungen oder Schmerzen. Eine einfache Möglichkeit, ein propriozeptives Training selbst durchzuführen, ist es, alle Gelenke des Körpers schmerzfrei und kontrolliert zu bewegen. Dafür eignen sich kreisende Bewegungen besonders, weil es dabei zu einer sehr starken Aktivierung des Gehirns kommt. Hilfreich können beispielsweise das Kreisen der Schultern, von Hüfte und Knien oder auch der Sprunggelenke sein. Auch die Mobilisation der Wirbelsäule, etwa durch schmerzfreie Rotationsbewegungen, kann gewinnbringend sein.
NEUROZENTRIERTES TRAINING IM FREIRAUM R·O·T INGOLSTADT
Im Freiraum R·O·T in Ingolstadt wird das neurozentrierte Training sowohl in der therapeutischen wie auch in der leistungsorientierten Praxis angewandt. Der Sporttherapeut und Fußballcoach Jannik Schuster arbeitet daran, einfache Elemente des neurozentrierten Ansatzes für mehr Mitarbeitende zugänglich zu machen. Damit möglichst viele Patient:innen des Passauer Wolf von dem innovativen Training profitieren.
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