Ein Leben lässt sich wie eine Landschaft beschreiben. Da gibt es Quellen, Flüsse, den stillen Teich, das offene Meer. Und die Berge: Schroffe Felsen, sanfte Hügel, dichte Wälder. Fruchtbares Land. Wo komme ich her? Wo stehe ich jetzt? Wohin führt mein Weg?
Es ist schön, sich einmal ein wenig Zeit zu gönnen, um sich in der eigenen inneren Landschaft umzuschauen, vielleicht die schon gegangenen Wege wieder neu zu entdecken, bewältigte Herausforderungen wahrzunehmen, die Spur zu den eigenen Ressourcen, Neigungen und Kompetenzen aufnehmen. Sie müssen weder Künstler:in noch Illustrator:in sein, um die Landkarte Ihres Lebens aufs Papier zu bringen. Das Einzige, was Sie dafür brauchen, ist ein großes Blatt Papier, ein paar Farben – das könnten z. B. Bunt- oder Filzstifte, Kreiden oder Wasserfarben sein – und den Mut, einfach loszulegen.
ZEIT FÜR MICH
Legen Sie das Blatt Papier im Querformat vor sich hin. Denken Sie über Ihre großen Lebensstationen nach, zeichnen Sie Ihre wichtigsten Entwicklungsschritte als senkrechte Linien ein (beispielsweise Kindergartenzeit, Grundschulzeit, weiterführende Schule, erste Liebe usw). Nun markieren Sie am linken Rand den Augenblick Ihrer Geburt und damit den Beginn Ihres Weges. Sie könnten dafür z. B. zwei Bäche (Vater und Mutter) zusammenfließen lassen – keine Sorge, ein paar Wellenlinien genügen dafür völlig. Oder Sie arbeiten mit abstrakten Formen, etwa mit runden Formen für schöne Ereignisse und Dreiecken für Hindernisse. Nun schauen Sie sich Ihren Zeitabschnitt an (hier die ersten drei Lebensjahre). Woran können Sie sich erinnern? Was hat Ihnen Spaß gemacht? Welche Bedeutung hatte das Vorlesen von Märchen oder Geschichten für Sie? Hatten Sie ein Lieblingsspielzeug? Verspürten Sie Neugierde und Entdeckerlust? Gab es Schicksalsschläge? Haben Sie sich geborgen gefühlt? Ordnen Sie die Ereignisse, die in Ihrem frühen Leben Bedeutung hatten, entlang des Weges bis zur Kindergartenzeit an. Dann beschäftigen Sie sich mit der Zeitspanne bis zum Schuleintritt. Und so weiter.
☞ AUF DEM WEG
Sollten Sie unterwegs einmal ins Stocken geraten, hier ein paar Fragen für mögliche, nachfolgende Weg-Etappen:
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Frühes Erwachsenenalter:
Ist Ihr Start ins Berufsleben geglückt? Haben Sie Ihre Berufung gefunden? Was war belastend? Was hat Sie zu Ihrem ersten Lieblingsmenschen hingezogen? Worin waren Sie gegensätzlich? Konnten Sie Brücken über die Gegensätze schlagen? Woran sind Sie gewachsen? Waren Sie für Nikotin, Alkohol oder Drogen empfänglich? Worauf sind Sie besonders stolz?
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Mittleres Erwachsenenalter:
Welche Beziehung haben Sie zu Ihren Eltern aufgebaut? Haben Sie eine Familie gegründet? Waren Sie eingebunden in eine Gemeinschaft (Familie, Clique o. Ä.)? Welche Hindernisse mussten Sie überwinden? Ihre glücklichsten Momente? Was haben Sie vermisst? Wofür haben Sie Verantwortung übernommen? Welche Ereignisse (z. B. Krankheit, Unfall, Trennung) haben Sie auf Ihrem Lebensweg vorangebracht?
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Reifes Erwachsenenalter:
Welche Eigenschaften lieben Sie an sich? Fällt es Ihnen leicht, Vergangenes loszulassen? Wofür sind Sie dankbar? Wer oder was hat Ihnen in einer krisenhaften Situation geholfen? Sind Sie neugierig? Was wollen Sie lernen? Sind Sie ein aufmerksamer Zuhörer? Mit wem können Sie über alles sprechen? Was macht Ihnen Sorgen? Wofür machen Sie sich stark?
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Seniorenzeit:
Wie haben Sie das Ende Ihres Berufslebens (den Abschied von den Kindern) erlebt? Als Verlust, als Neubeginn? Wie gehen Sie mit der gewonnenen Freiheit um? Spüren Sie Abenteuerlust? Verwirklichen Sie vernachlässigte Neigungen? Wie gehen Sie mit eventuellen Krankheiten um, mit nachlassenden Kräften? Schauen Sie mit Gelassenheit auf Ihren bisherigen Lebensweg? Was macht Sie ruhig und zufrieden?
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