Es ist naheliegend, dass sich Psycholog:innen hauptsächlich auf das konzentrieren, was ihnen tagtäglich begegnet: auf psychisches Leid, Ängste, Zwänge und auf die Frage, wie man diese lindern oder beheben kann. Die Positive Psychologie nimmt eine andere Perspektive ein: Sie fokussiert nicht die Defizite, sondern die Stärken von Menschen, Organisationen oder Gesellschaften. Sie ebnet diesen den Weg, sich bestmöglich zu entwickeln. Denn: Werden Stärken ausgebaut, verlieren Schwächen an Bedeutung. Die Positive Psychologie erforscht und stärkt das, was das Leben lebenswert macht, sie gilt als Wissenschaft des gelingenden Lebens.
WER MUTIG IST, WIRD MUTIGER
Die Positive Psychologie basiert auf der Erforschung menschlicher Stärken und Tugenden. Über 50 Expert:innen, darunter Martin Seligman, analysierten über mehrere Jahre verschiedene philosophische, psychologische, sozialwissenschaftliche, religiöse und historische Quellen und Schriften. Daraus wurden universell gültige Tugenden und Stärken abgeleitet, die zeitunabhängig, interreligiös und frei von kultureller Zuordnung sind. Das Ergebnis bildet 24 Charakterstärken ab, die in sechs Tugenden strukturiert sind:
- Kognitive Stärken (Tugend: Weisheit & Wissen)
- Emotionale Stärken (Tugend: Mut)
- Soziale Stärken (Tugend: Menschlichkeit)
- Schützende Stärken (Tugend: Mäßigung)
- Spirituelle Stärken (Tugend: Transzendenz)
- Gemeinschaftsorientierte Stärken (Tugend: Gerechtigkeit)
TRAINIEREN MACHT GLÜCKLICH
So wie sich ein Muskel trainieren lässt, können sich auch vorhandene Stärken ausbauen lassen. Dabei bedeutet der erste Schritt, sich selbst gelassen und genau in den Blick zu nehmen: Was kann ich gut, was macht mir Freude, welche Herausforderungen habe ich schon bewältigt? Welche meiner Eigenschaften mag ich besonders? Was schätzen andere Menschen an mir? usw. Es entsteht eine Liste der individuellen Stärken. Sie können diese Liste auch priorisieren: Welche meiner Stärken ist für mich die wichtigste? Einfacher und fundierter geht’s mit dem Fragebogen »Persönlichkeitsstärken« der Universität Zürich (unter persoenlichkeitsstaerken.ch). Hier erhalten Sie sogar eine Priorisierung Ihrer Ergebnisse.
LOS GEHT’S
Nehmen wir an, die Stärke »Enthusiasmus, Tatendrang und Begeisterungsfähigkeit« steht auf Ihrer Liste ganz oben, dann suchen Sie sich aus jedem der drei unten aufgeführten Themenbereiche pro Woche eine Aktivität aus, die Sie normalerweise nicht ausführen. Sie können die Beispiele auch als Anregung nutzen und sich eigene Aktivitäten überlegen. Wenn Sie andere Stärken trainieren wollen, erfinden Sie passende Übungen, die Sie einfach in Ihren Alltag integrieren können.
BEWEGUNG:
- in der Mittagspause zügig spazieren gehen
- eine Runde schwimmen, eislaufen oder bouldern
- auf einer Raseneinfassung balancieren
- tanzen
SOZIALER KONTAKT:
- Unbekannten ein Kompliment machen
- mit Reisenden im Zug/Bus ein Gespräch beginnen
- jemandem helfen
- an einem Gruppenevent teilnehmen (etwa Stadt- oder Ausstellungsführung …)
HERAUSFORDERUNGEN:
- ein neues Hobby ausprobieren
- einen Vortrag oder eine Vernissage besuchen
- einen Nachbarschafts-Flohmarkt organisieren
- Vorgesetzten eine Idee oder ein Konzept vorstellen
Erste Studien zeigen: Wer seine Stärken trainiert, legt an Lebenszufriedenheit, Selbstvertrauen und Wohlbefinden zu. Probieren Sie’s einfach aus! Wie lautet Ihr Fazit nach zehn Wochen Stärkentraining? Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Erfahrungen über Facebook @PassauerWolf mit uns teilen.
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