Was heißt es, mutig zu sein? Mal etwas Neues wagen, gewohnte Muster verlassen. Und am Ende entdecken, dass diese Entscheidung das Leben in eine neue Bahngelenkt hat. Das haben auch die Passauer Wolf-Mitarbeiterinnen erlebt.
Von großen und kleinen Mutmomenten…
Das kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du später springst.
JULIA GEISHAUSER, PHYSIOTHERAPEUTIN (Bild oben)
Eine große Portion Mut gehörte bei Julia Geishauser schon immer dazu, wenn sie ihr Hobby ausgeübt hat: Waghalsige Würfe und atemberaubende Salti sind Hauptbestandteil der Rock-’n’-Roll-Akrobatik. Seit sie sieben ist, trainiert sie für diesen Sport, hat inzwischen zahlreiche nationale und internationale Wettkämpfe bestritten und auch einige Trophäen im Regal. Doch die größte Herausforderung kommt, als einmal etwas schief-geht: »Ich hatte einen totalen Blackout während einer Akrobatik, bin bei einem Rückwärtsschraubensalto kopf- über abgestürzt. Es ist zum Glück nichts passiert, aber das war dann der Punkt, an dem ich Angst vor dem Kontrollverlust bekommen habe.« In der Zeit nach dem Unfall versucht sie zuerst, diese Angst durch mehr Training zu verdrängen. Ein wenig besser wird es erst, als sie beginnt, mit der Angst zu arbeiten. Hilfe holt sie sich zuerst aus Büchern und durch eigene Recherche, später beim Therapeuten. »2020 habe ich dann angefangen, mit einem ganz tollen Psychologen zusammenzuarbeiten. Der Knackpunkt kam, als er mir die Frage stellte: Willst du das wirklich noch von ganzem Herzen?« Es wird immer klarer, dass es so nicht weitergehen kann, trotz der Liebe zum Sport und Wettkampf. Nach langen Jahren, in denen Julia Geishauser für ihren Sport gelebt hat, gehört nun der größte Mut dazu aufzuhören: »Das war die schlimmste Entscheidung meines bisherigen Lebens. Ich fühlte mich leer, ausgelaugt, vielleicht plötzlich auch ein bisschen nutzlos.« Doch aufhören hilft: »Ich fühle mich mittlerweile geerdeter, sehr ausgeglichen, aufmerksamer im Alltag, verbundener mit mir selbst. Wichtig ist mir jetzt vor allem, achtsam mit meinem Körper und Geist umzugehen. Und vielleicht zieht es mich irgendwann ja doch mal wieder in die Halle.«
NOEMI SARKÖZI, REZEPTIONISTIN IM GESUNDHEITSHOTEL SUMMERHOF
Den Beruf zu wechseln erfordert oft Mut. Mehr noch, wenn es eine chronische Erkrankung nötig macht. Noemi Sarközi geht diesen Weg. Ihren alten Beruf muss sie aufgeben, da die Schmerzen zu stark werden. Erst eine OP ermöglicht den Neuanfang: »Leider war mein Gesundheitszustand schon lange vor dem Eingriff beeinträchtigt. Durch Weiterbildung versuchte ich, einen neuen Weg zurück ins Arbeitsleben zu finden.« Schon während der Reha beim Passauer Wolf bemüht sie sich um einen Ausbildungsplatz dort. Leider klappt das nicht. Aber Noemi Sarközi gibt nicht auf, und wenig später findet sie ihren Platz als Rezeptionistin im Gesundheitshotel Summerhof: »Traurig bin ich überhaupt nicht darüber. Hier habe ich genauso gute Möglichkeiten auf Weiterbildung.« Wie schafft man es, sich auf etwas Neues einzulassen? »Man muss sich öfter überwinden im Leben. Es ist immer schwer, den bekannten Weg zu verlassen.« Heute geht es Noemi Sarközi besser als je zuvor: »Ich gehe alles ein bisschen anders an und blühe richtig auf. Ich kann nur sagen: Nicht zögern, Tapferkeit wird immer belohnt!«
JANA FICHTNER, MITARBEITERIN IM STATIONSSERVICE
»Vor vielen Jahren fiel mir ein Flyer über eine Reise in die Sahara ins Auge. Mit einem ›Irgendwann mache ich das‹ geriet das aber erst einmal wieder in Vergessenheit.« 2016 ist es für Jana Fichtner dann so weit: Sie entschließt sich, die Reise anzutreten. Mit Rucksack, Zelt und Kamelen geht es 117 km in die Wüste. Dabei erlebt sie sogar einen Sandsturm. Die größte Herausforderung meistert Jana Fichtner aber ganz am Ende ihres Weges: Zu Fuß über riesige Sanddünen zu einer Oase laufen. Allein, immer das Ziel im Blick: »Voller Stolz habe ich es geschafft. Im Wasserloch dort konnte ich nicht nur endlich baden, sondern auch alles Belastende, was noch da war, abwaschen. So konnte ich als ›neuer Mensch‹ zurückkehren.« Der Weg lehrt sie einiges: Mehr Selbstvertrauen, den eigenen Gefühlen zu folgen, mehr Mut zu haben. Und vor allem: »Gerade wenn alle skeptisch sind, einfach machen. Immer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft in mein eigenes Leben integrieren. Das habe ich von den anderen Menschen in der Wüste gelernt. Es ist, wie es ist, und es wird alles gut.«
HANKA OSTERKAMP, TEAMLEITUNG SPORTTHERAPIE
Eine Gruppe anzuleiten ist für Hanka Osterkamp eigentlich nichts Neues. Als Kursleiterin bringt sie seit 1996 den Menschen auch Yoga näher. »Natürlich war ich damals, beim ersten Kurs, aufgeregt«, erinnert sie sich. »Und auch heute bin ich das manchmal noch, das gehört einfach dazu.« Mit so viel Erfahrung ist die Kursleitung eigentlich Routine. Daran kann auch der erste Kurs für Kollegen beim Passauer Wolf nicht viel rütteln. Klar, vor Kollegen und auch Vorgesetzten zu stehen, ist zuerst ungewohnt: »Man macht sich schon etwas mehr den Kopf. Das verliert sich aber schnell, es sind ja alle hier, um sich zu bewegen und Yoga zu lernen.« Während der Pandemie werden gewohnte Muster weiter aufgebrochen: »Online-Kurse sind eine kleine Herausforderung, da ich die Teilnehmer nicht alle sehe. Hier dann den richtigen Schwierigkeitsgrad zu finden, ist nicht leicht.« Trotz allem entsteht in den Kursen eine gewisse Verbundenheit: »Vor dem ersten Onlinekurs hatte ich das Gefühl, dass wir, auch wenn jetzt jeder für sich zu Hause ist, doch etwas gemeinsam tun können.«
Bildnachweis: Foto Mayer