»Oa Scheit’l alloa brennt ned« – sagt ein altes bayerisches Sprichwort. Für den mundartfernen Nichtbayern: ein Stück Holz alleine brennt nicht. Ich habe es dennoch ausprobiert und festgestellt: Wenn man es anzündet, dann schon. Aber wie unter handelsüblichen Sprichwörtern üblich, geht es auch diesem nicht um seine physikalische Nachweisbarkeit, sondern vielmehr um seine lebenserleuchtende Weisheit, nämlich jene, dass gemeinsam alles besser geht.
Auch das habe ich ausprobiert, zu diesem Zwecke einst hoffnungsfroh geheiratet, jedoch gleich in der Frühphase des Versuchs festgestellt, dass bereits bei der gemeinsamen Planung des abendlichen Fernsehprogramms bei Vorhandensein lediglich eines einzigen Endgeräts fühlbare Grenzen des Leitspruchs erreicht werden. Paartherapeutische Erkenntnisse raten in diesem Zusammenhang zum Erwerb einer zweiten Fernbedienung. Diese muss nicht einmal funktionstüchtig sein, da es für viele Beziehungssysteme ausreicht, wenn jeder etwas zum Rumdrücken hat.
Hier scheint der Siegeszug des Smartphones seinen Ursprung zu haben. Denn seit dessen Erfindung hat sich dieses Problem nahezu erledigt. Jeder kann heute rumdrücken, soviel er will und während gemeinsamer Fernsehabende gleichzeitig in sechzehn verschiedenen WhatsApp-Gruppen Pizzarezepte austauschen, auf Facebook lustige Videos schauen und die entengeschnabelten Instagram-Selfies der eigenen ZalandoStammtischschwestern liken.
Auch wenn am Ende des Tatorts keiner mehr weiß, wer und ob überhaupt jemand umgebracht wurde, besteht dank der wunderbaren Rumdrückfreundlichkeit unserer Handys für die Harmonie des Abends zu keiner Zeit keinerlei Gefahr mehr. Und was das alte Sprichwort betrifft, so können wir heute, wo auch immer wir in geselligen Runden mit unseren Mobiltelefonen vor der Rübe zusammen sitzen, auf jeden Fall bestätigen: Allein sein geht gemeinsam auf jeden Fall besser.
Ihr Stefan Wählt
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