Sich Gehör verschaffen, beachtet werden, mitsprechen: Unsere Stimme ist ein zentrales Werkzeug der Kommunikation. Sie vermittelt nicht nur Inhalte, sondern kann auch die Stimmung des Sprechers widerspiegeln, verrät Anspannung oder Gelassenheit, weckt Sympathie oder Ablehnung.
Besonders für Menschen, die ihre Stimme beruflich brauchen, etwa Lehrerinnen und Lehrer oder Schauspielerinnen und Schauspieler, können Stimmstörungen in einen Teufelskreis münden: Wer seiner Stimme nicht mehr trauen kann, wird unsicher, verspannt sich. Und das erschwert das Sprechen zusätzlich.
Unsere Stimme – ein komplexes System
Unsere Stimme entsteht an den Stimmlippen – umgangssprachlich auch »Stimmbänder« genannt. Sie liegen am oberen Ende der Luftröhre im Kehlkopf. Ein fein abgestimmtes Zusammenspiel verschiedener Muskeln und Nerven sorgt dafür, dass sich die Stimmlippen beim Einatmen öffnen und so ungehindert Luft in die Lunge strömen kann.
Wenn wir zum Sprechen ansetzen, spannen sich die Stimmlippen und legen sich eng aneinander. Beim Ausatmen fließt die Luft zwischen ihnen hindurch und lässt sie vibrieren. Je nach Spannungszustand entstehen dabei höhere oder tiefere Töne. Die Lautstärke hängt vom Druck ab, mit dem die Luft an den Stimmlippen vorbeiströmt. In Mund, Nasenhöhle und Rachen werden dann Laute und Worte geformt. Schon eine kleine Störung dieses komplexen Systems kann die Stimme heiser, rau, zittrig, dünn oder kratzig klingen lassen und das Sprechen schmerzhaft oder anstrengend machen.
Ursachen dafür können neben hormonellen Veränderungen wie Pubertät oder Wechseljahre auch eine Refluxerkrankung oder die Einnahme bestimmter Medikamente sein. Alkohol oder Nikotin reizen die Schleimhäute und können ihre Elastizität dauerhaft schädigen. Auch schlecht ausgeheilte Erkältungen oder eine ständig zu laute Stimme können zu einer dauerhaften Schädigung der Stimmlippen führen. Darüber hinaus können Schlafmangel, Depressionen oder Stress sich »auf die Stimme schlagen«.
Das Vertrauen in die eigene Stimme zurückgewinnen
Der Schwerpunkt der Stimmtherapie im Passauer Wolf Bad Gögging liegt auf der logopädischen Behandlung. Patienten lernen, die Stimme ohne Anstrengung zu nutzen und so die Balance zwischen Atmung, Stimme, Entspannung und Bewegung wieder herzustellen. Diese – für einen gesunden Stimmgebrauch – wesentlichen Fähigkeiten werden in dreiwöchigen Stimmgruppen erarbeitet und kontinuierlich verbessert.
In Einzeltherapien werden individuelle Stimmprobleme behandelt. Neben der Methodenvielfalt der klassischen Stimmtherapie und dem ganzheitlichen Konzept der Integrativen Stimmtherapie nach E. Haupt wenden die auf unterschiedliche Behandlungsmethoden spezialisierten und zertifizierten Logopädinnen und Logopäden** beispielsweise Lax Vox*** an, zur Entspannung des Stimmapparats. Die Reizstromtherapie wird häufig bei Stimmlippenlähmungen genutzt. Bei vielen Patienten können die muskulären Strukturen in Kehlkopf, Rachen und Kiefer durch osteopathische Techniken und durch die Manuelle Stimmtherapie positiv beeinflusst werden.
WAS BEDEUTET EIGENTLICH
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT
»Hier in Bad Gögging arbeiten unterschiedliche Professionen eng zusammen«, erzählt Hansjörg Kramer, Chefarzt der HNO-Phoniatrie. »Ein Problem nicht nur aus einer, sondern aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und anzugehen, vergrößert die Aussicht auf Erfolg wesentlich. Durch die Kooperation von Ärzten, Logopäden, Psychologen, Physio- und Sporttherapeuten gewinnen Patienten das Vertrauen in ihre Stimme zurück. Sie verinnerlichen auch vorbeugende Strategien und erobern sich so die Sicherheit und Lebensqualität, die sie für den Beruf und das Privatleben brauchen.«
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