Bernhard Seubert ist ein erfolgreicher Unternehmer. Für dieses Jahr hatte er sogar noch eine Erweiterung des Betriebsgeländes seines Autohauses in Straubing geplant. Dann riss eine COVID-19-Erkrankung den 55-Jährigen aus seinem aktiven Leben. Eine zweiprozentige Überlebenschance gaben ihm die Ärzte damals. Aber Bernhard Seubert hat sich zurückgekämpft. Auch wenn wir heute wenig über die Folgen einer COVID-19-Erkrankung wissen, kann er heute wieder arbeiten und hat für sein Leben nach COVID-19 neue Vorsätze gefasst.
Wenn er das Wort »Sanka« nur ausspricht, bekommt Bernhard Seubert noch immer eine Gänsehaut. So tief haben sich seine Erlebnisse eingegraben. Dabei sieht man ihm kaum noch an, was für eine schwere Zeit hinter ihm liegt. Dass er heute wieder optimistisch in die Zukunft blicken kann, verdankt er seinem Lebenswillen, moderner Intensiv-Medizin, umfassenden Reha-Maßnahmen und nicht zuletzt einer liebevollen Familie. »Ich wollte einfach überleben«, sagt er heute, und dass er immer an seine Tochter gedacht hätte. Mit seiner Familie will er künftig mehr Zeit verbringen. Familie und seine Gesundheit stehen in seinem »zweiten Leben« an allererster Stelle.
DIE SCHLIMMSTEN MOMENTE
Dabei war es unwahrscheinlich, dass Bernhard Seubert so eine zweite Chance haben würde. Angefangen hat es im November 2019. Erst harmlos, mit einer Grippe, aus der dann aber eine Lungenentzündung wurde. Für einen Mann dieses Alters, der nie in seinem Leben schwerer krank gewesen war und der immer auf seine Fitness geachtet hatte, war das zwar eine ernst zu nehmende, aber keineswegs lebensbedrohliche Erkrankung. Vielleicht war sein Organismus aber doch noch geschwächt, als Bernhard Seubert dann Ende Februar einen Faschingsball besuchte. Dort, so vermutet er, hat er sich mit dem Corona-Virus infiziert. Kurz darauf zeigten sich die ersten Symptome: Husten, Atemnot, Appetitlosigkeit und der Verlust des Geschmackssinns. Alarmiert ließ er sich vom Hausarzt testen, aber noch bevor das Ergebnis vorlag, verschlechterte sich sein Zustand so sehr, dass sein Hausarzt die Einweisung in die Kreisklinik Wörth an der Donau veranlasste. Und dann stand fest: Bernhard Seubert war an COVID-19 erkrankt und das Ausmaß der Infektion ließ einen schweren Krankheitsverlauf erwarten. Eine Verlegung in die Uni-Klinik Regensburg war unausweichlich. »Wie ich dann mit dem Krankenwagen durch Regensburg gefahren wurde, das waren schon schreckliche Momente«, erinnert sich Bernhard Seubert. »Wenn du nicht mehr so richtig bei Bewusstsein bist, aber du bekommst noch alles mit.«
DER KAMPF MIT COVID-19
Im Regensburger Universitätsklinikum wurde Bernhard Seubert sofort auf die Intensivstation gebracht. Wochenlang wurde dort um sein Leben gekämpft. Ein Kampf, der fast aussichtslos erschien. Er wurde ins künstliche Koma versetzt, bekam einen Luftröhrenschnitt, Blutwäsche und Blutplasma-Behandlungen und war an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Als er wieder selbstständig atmen konnte, wurde er für zwei Wochen in die Lungenfachklinik Donaustauf verlegt, bevor er dann die Reha beim Passauer Wolf in Bad Gögging antreten konnte. »Dass er einen so guten Reha-Erfolg erreichen konnte, beruht sicherlich auch darauf, dass Herr Seubert vor der Erkrankung eine hohe Fitness hatte. Außerdem gehört auch ein Quäntchen Glück dazu«, führt Priv.-Doz. Dr. med Tobias Wächter, Chefarzt der Neurologie beim Passauer Wolf Bad Gögging aus. Als Bernhard Seubert nach Bad Gögging kam, war er noch immer in einer sehr schlechten Verfassung. Er hatte 20 Kilo Gewicht verloren und die Muskulatur hatte sich dramatisch zurückgebildet. »Ich musste alles wieder neu lernen – stehen, eine Gabel halten«, erzählt Bernhard Seubert.
… dann weißt du, was wirklich wichtig ist im Leben.
SCHRITT FÜR SCHRITT ZURÜCK INS LEBEN
Aber er gab nicht auf und in Bad Gögging fand er langsam ins Leben zurück: Aus eigener Kraft sitzen, stehen, selbständig essen und schließlich auch gehen. Er trainierte mit großer Ausdauer, geradezu hartnäckig – mit Therapeuten, aber auch eigeninitiativ. Doch es stand noch eine große Herausforderung bevor: die Rückkehr nach Hause und in den Alltag. Die ersten Wochen wurde Bernhard Seubert von Schlaflosigkeit geplagt. Ablenkung fand er nur in der Arbeit, bei seiner Familie und seinen Ausflügen in den Naturpark Bayerischer Wald, der gleich ums Eck ist. Ein Schock war für ihn, dass in Straubing das Gerücht umging, er sei an COVID-19 verstorben. »Ein psychischer Druck ist das schon – vor allem wenn man sich gerade erst einmal wieder im Leben zurechtfinden muss.« Aber Bernhard Seubert wurde auch damit fertig. »Gottseidank habe ich ein ganz gutes Selbstbewusstsein«, meint er dazu. »Nach vorne schauen, dir neue Ziele setzen und dein Leben leben.« Was er nach alledem jedoch nicht verstehen kann, ist, dass Menschen sich und andere nicht schützen und deswegen sogar demonstrieren: »Ich kann das Verhalten von einigen Menschen nicht nachvollziehen. Ich habe das Corona-Virus selbst erlebt, durchlebt und zum Glück auch überlebt. Ich weiß, was das mit einem Körper anrichten kann.«
Auch wenn es Bernhard Seubert nicht leicht fällt, hat er seine Arbeitszeiten inzwischen reduziert. Er delegiert jetzt mehr Aufgaben als früher und arbeitet unermüdlich an seiner vollständigen Genesung – in der Tagesreha in Straubing, bei der Physiotherapie und beim Osteopathen, dazu viel Bewegung an der frischen Luft. Sein nächstes Ziel? Bernhard Seubert will wieder Fahrrad fahren. Und auch das wird ihm gelingen.
Nach vorne schauen, dir neue Ziele setzen und dein Leben leben.
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