Schenkt man volksmündlichen Überlieferungen Glauben, dann kann man alles, was man im Schlaf kann, ganz besonders gut. Schenke ich den morgendlichen Überlieferungen meiner Frau Glauben, dann beschränkt sich mein gesamtes schlafendes Können auf geräuschvolle Offenmundatmung, nervenzehrende Gaumensegelei und das völlig unverschuldete Vertreiben des eigenen Weibchens aus dem ehelichen Schlafgemach. Die Nachbarn meinten neulich bei unserer letzten grillfestlichen Zusammenkunft, ihre Kinder hätten die Schule im Schlaf gemeistert. Respekt. Meine waren die vielen Unterrichtsjahre durchgehend wach, konnten aber trotzdem die eine oder andere Sonderumdrehung nicht verhindern.
Ja, es wäre schon schön, Dinge im Schlaf erledigen zu können. Ich habe gelesen, ein Durchschnittsexemplar unserer Spezies schläft etwa 24 Jahre. Das wäre so in etwa die Zeit, die ich bräuchte, um jenen Dingen nachzukommen, die ich im Leben bisher aus Termingründen zurückstellen musste: Mehr Sport treiben, Gemüse essen, Diäten absolvieren, Bildungsreisen machen oder meiner Frau Blumen mitbringen. Da wären 24 Jahre ein durchaus brauchbares Bonusmaterial.
In irgendeinem Erinnerungsfetzen meine ich einmal die Information hervorgewühlt zu haben, dass der Schlaf vor Mitternacht besser sei als der danach. So wie die Weißwurst das Zwölfuhrläuten nicht hören sollte, so müsste also unser Körper während des Mitternachtsgebimmels die Ohren längst auf Standby und das restliche Gerippe auf Flugmodus gestellt haben. Markus Lanz hilft mir an Wochentagen persönlich sehr viel bei diesem Bemühen, weil ich wesentlich besser mit ihm einschlafe als mich mit irgendwelchen Alkohölern müde zu trinken.
Was den Rest der Nacht betrifft, habe ich viel mit Hunden gemeinsam. Auch mich sollte man schlafend nicht wecken und auch wenn mir in einer frühen Phase meiner Aufzucht das Bellen und Beißen aberzogen wurde, so bin ich durchaus in der Lage, meine Umwelt mit einer sowohl ganztägigen als auch widerlichen Schlechtdraufigkeit zu bestrafen. Aus meiner eigenen Erfahrung möchte ich abschließend sagen, dass für mich persönlich der Schlaf vor Mittag der gesündeste ist. Da weiß ich, es ist Wochenende, Weihnachten oder Urlaub. Probieren Sie es einfach mal selber aus oder schlafen Sie eine Nacht drüber. Eine gute solche!
Ihr Stefan Wählt
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