»Dann mach ich das jetzt einfach!« Fast jeder von uns kennt so einen Moment: das erste Mal vom Zehn-Meter-Brett springen, eine Rede vor großem Publikum halten oder etwas Unbekanntes wagen. Auch unsere Mitarbeiter im Passauer Wolf kennen diesen Punkt, an dem man über seinen Schatten springt und etwas Neues wagt. Dieses gute Gefühl, etwas Schweres gemeistert zu haben. Was ihnen dabei geholfen hat, erzählen sie uns im Interview.

KAROLINA LEHNER, CHEFARZTSEKRETÄRIN, THERAPIEPANUNG
Meine Zwillingsschwester ist mit 29 Jahren an Krebs gestorben. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Wenn also jemand weiß, wie dringlich man sich einen Spender wünscht, dieses Fiebern und Bangen, dieses Hoffen und Verzagen, dann bin ich das. Also ließ ich mich als Stammzellenspenderin registrieren. Als ich die Mitteilung bekam, dass wirklich jemand meine Stammzellen brauchen würde, war ich aufgewühlt und euphorisch. Ich dachte, vielleicht kann ich wirklich jemandem helfen. Vielleicht war es auch das Gefühl, endlich etwas tun zu können. Ich konnte jemandem eine zweite Chance geben. Das Spenden tut nicht weh, es ist wie eine Blutwäsche. Leider ist die Patientin trotzdem verstorben. Aber ich kann nur jedem Menschen raten: Lasst euch registrieren! Gebt jemandem auf der Welt eine zweite Chance, jeder hat sie verdient!
Ich wusste nicht, was mich beim Stammzellenspenden erwartet. Tut es weh? Kann ich wirklich jemandem das Leben retten? Werde ich diesen Menschen treffen?
ANDREAS GROSS, PHYSIOTHERAPEUT
Ich war 18 und durfte bei einer Party endlich das erste Mal als DJ auflegen. Es war eine Katastrophe! Alles, was schieflaufen konnte, ist schiefgelaufen. Meine Musikauswahl war nicht gut. Songs, die ich supertoll fand, fand die Partycrowd langweilig. Die Technik hat nicht das gemacht, was sie sollte, und das Publikum hat gemault. Mein größter Nebenberufstraum, als DJ zu arbeiten, zerplatzte wie eine Seifenblase. Ich habe lange gehadert, aber dann hat es mich dieses Jahr einfach wieder gepackt. So wollte ich nicht aufgeben. Ich habe geübt und geübt, Freunde eingeladen und meine Songs vorgespielt. Auf Partys gratis aufgelegt und das komplette Set getestet. Wenn man sich für etwas interessiert, ist es ganz leicht, das zu lernen. Danach habe ich die Clubs in Regensburg abgeklappert. Dann war es so weit: Im »Rauschgold« durfte ich mein Können zeigen. Mir haben die Knie gezittert, und nicht nur die. Aber ich habe es geschafft, ich habe überzeugt und bin froh, dass ich es gewagt habe!
Mit meinem ersten Auftritt als DJ bin ich gründlich baden gegangen. Mein schwerster Moment war das zweite Mal!


BEATRICE REITH, FAKTURA
Das war kein kaltes Wasser, in das man mich geworfen hatte, das war Eis. Ich hatte mich beim Passauer Wolf Ingolstadt als Reha-Assistentin beworben, da ich drei Jahre zuvor als Hol- und Bring-Dienst in Bad Gögging einen Eindruck in die Arbeit dort gewinnen konnte. Beim Bewerbungsgespräch bemerkte ich, dass Reha-Assistenz nichts für mich ist: Blutabnehmen war ein Problem für mich. Aber der Chef meinte: »Ich hätte da noch etwas anderes für Sie. Sie können sofort anfangen.« Ich wurde zu einem Stapel Papiere geführt. Auf die Frage, ob ich mir Abrechnungen zutraue, antwortete ich spontan mit einem beherzten »Ja«, ohne jedoch zu wissen, was mich erwartet. Ich wurde in die Grundlagen der Abrechnungsprozesse eingeführt, biss mich durch und besuchte Schulungen. Ich bestellte Lehrmaterial und erstellte ein eigenes Abrechnungskonzept für den Standort Ingolstadt. Auch auf Umwegen kann man Spannendes entdecken
Aus Fehlern kann man immer etwas lernen. Zu viel Perfektionismus macht unkreativ.
CHRISTINE BAUMANN, REHA-ASSISTENTIN
Es war 2008. Mein jüngstes Kind war gerade mal einen Monat alt, mein größeres zwei Jahre. Mein Vater ging wegen Rückenschmerzen zum Arzt und kam mit der Diagnose »unheilbarer Krebs« zurück. Es war ein riesiger Schock, und dann ging alles ganz schnell: Innerhalb eines Monats starb unser Vater und ließ meine Mutter und uns vier Kinder mit einer Produktionsfirma für Türen allein. Mit 20 Mitarbeitern und mit 800.000 Euro Schulden. Wir hatten plötzlich so viel um die Ohren … Aber wir haben gesagt: Lasst uns mutig sein und es probieren, wir führen den Betrieb weiter. Die Verantwortung für ein solches Unternehmen wiegt schwer auf den Schultern. Wir mussten wirklich viele Verträge durcharbeiten und so viele Beteiligte unter einen Hut bringen. Aber wir haben es geschafft. Heute hat jeder seinen Aufgabenbereich, ich kümmere mich um die Renovierungsarbeiten des Betriebs. Es ist oft nervenaufreibend, aber wir sind stolz auf uns. Gemeinsam waren wir stark.
Als unser Vater so plötzlich starb und wir die Firma übernehmen mussten, lernte ich etwas: Man ist nicht allein. Man kann Dinge gemeinsam anpacken.

Bildnachweis: Birgid Allig