Gartenbesitzer sehen den Löwenzahn ungern, Kinder lieben die Pusteblume, Volksheilkundler halten die Pflanze für ein wahres Wunderkraut: Es bewahrt und schützt unsere Gesundheit, regelt die Verdauung, pflegt Leber und Galle und hilft bei Rheuma und Gicht.
So schön kann »Unkraut« sein! Abertausende von goldgelben Blüten leuchten in den saftig-grünen Wiesen und verkünden mit der unbändigen Kraft der aufbrechenden Natur, dass der Frühsommer die wundervollste aller Jahreszeiten ist. Ein unwiderstehlicher Anblick, von dem sich Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer voller Glück bezaubern lassen. »Für mich symbolisiert der Löwenzahn mit seinem sonnigen Köpfchen pure Lebensfreude und geballte Lebensenergie«, meint die Kräuterfrau Angelika Prem, die mit ihrer Familie den romantisch am Waldrand gelegenen Hennererhof bewirtschaftet. »Und von dieser Vitalität können die Menschen gerade jetzt im Frühsommer enorm profitieren – denn die Pflanze besitzt eine große blutreinigende, stoffwechselanregende und leberstärkende Kraft, die den Organismus nach den Wintermonaten wieder in Schwung bringt.«
Die Wurzel hat es in sich
Von den meisten Gartenbesitzern wird der Gewöhnliche Löwenzahn allerdings als ein lästiges Unkraut angesehen, das nur sehr schwer auszurotten ist. Denn während der oberirdische Teil der Pflanze höchstens 40 Zentimeter misst, kann ihre Pfahlwurzel bis zu einen Meter tief in den Boden reichen. Und diese Wurzel hat es wirklich in sich: Sie weist große Mengen an verschiedenen Vitaminen, Kohlenhydraten und vor allem Kalium auf. »Hauptsächlich auf diesen Mineralstoff ist die entwässernde Wirkung des Löwenzahns zurückzuführen. Man kann die Wurzel frisch verwenden, etwa um eine Tinktur anzusetzen. Sie lässt sich aber ebenso gut trocknen. Am besten wird sie im Spätherbst oder im Vorfrühling kurz nach der Schneeschmelze ausgegraben, wenn die Pflanze ihre Blätter nicht mehr oder noch nicht mit Energie versorgen muss«, erklärt die Bäuerin, in deren gemütlichem Stüberl sich die Wanderer gern für den Aufstieg zu den Almen hoch über dem Schliersee stärken.
Entgiften und Entschlacken
Nicht nur die Wurzel, auch das Kraut und die Blüten werden seit Jahrhunderten in der Heilkunde hoch geschätzt. Sogar der dicke Hohlstängel findet in den alten Kräuterbüchern Beachtung: Sein weißer Pflanzensaft, der dem Löwenzahn in Bayern den volkstümlichen Namen »Millidistel« eingebracht hat, soll den Juckreiz bei Insektenstichen lindern. Im Vordergrund aber stand bereits im Mittelalter immer die innerliche Anwendung der Pflanze. »Der Löwenzahn ist bekannt für seinen positiven Einfluss auf sämtliche Verdauungsorgane – Magen, Darm, Leber, Galle, Milz und Bauchspeicheldrüse. Das ist vor allem auf seine Bitterstoffe zurückzuführen, die die Produktion der Verdauungssäfte ankurbeln und den Fettstoffwechsel unterstützen. Darüber hinaus besitzt die Pflanze eine ganze Reihe von wertvollen Inhaltsstoffen, denen eine ausleitende und entgiftende Wirkung zugeschrieben wird«, so die zertifizierte Kräuterpädagogin, die in ihrem Hofladen selbst angesetzte Likör-Spezialitäten, hausgemachte Marmeladen und andere traditionelle Köstlichkeiten anbietet.
Linderung bei Gelenksschmerzen
Nicht nur bei Appetitlosigkeit, Verstopfungen, Blähungen, Verdauungsproblemen, Leber- und Gallenbeschwerden kann der Löwenzahn daher gute Dienste leisten – auch auf die Nieren hat er eine stark anregende Wirkung. Gleichzeitig versorgt er den Körper mit wichtigen Mineralstoffen, sodass es nicht zu einer Mangelsituation kommen kann. Deshalb hat sich das »Bettseicherkraut« auch bei Harnwegsinfekten bewährt. Darüber hinaus soll der Löwenzahn auch bei Gallen- und Nierensteinen hilfreich sein. Seine entwässernden Eigenschaften nutzt man gleichermaßen bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht: Eine sechswöchige Kur mit Löwenzahntee oder einer Teemischung, die Löwenzahn enthält, soll zur Linderung der Schmerzen in den erkrankten Gelenken und Geweben beitragen. Dabei wird empfohlen, zu jeder Tasse Tee auch ein Glas Wasser zu trinken.
Wenn der Anbau von Löwenzahn schwer wäre, dann würde es jeder versuchen …
Andrew Mason
Lecker und herb in der Küche
Die entwässernden, entgiftenden und anregenden Kräfte machen den Löwenzahn zu einem idealen Begleiter jeder Frühjahrskur. »Dabei unterstützt die Pflanze den Prozess der Entschlackung und hilft, belastende Stoffe abzutransportieren«, bekräftigt die Mutter von fünf Kindern. »Das Verdauungssystem kann in der Folge die Vitalstoffe aus der Nahrung besser verwerten, sodass der gesamte Organismus und die Körperfunktionen gestärkt werden. Außerdem schenkt uns der Löwenzahn eine Extraportion an Mineralstoffen und Vitaminen, die uns nach den bewegungsarmen Wintermonaten beleben und die unsere Abwehrkräfte mobilisieren.« Nicht zuletzt hat die unverwüstliche Pflanze auch kulinarische Qualitäten: Vor allem im Frühjahr sind die zarten Triebe des frischen Löwenzahns eine appetitliche Bereicherung für jeden Wildkräuter-, Blatt- oder Kartoffelsalat. Die gelben Blüten eignen sich hervorragend als essbare Dekoration und zur Verfeinerung von Butter, Quark und anderen Brotaufstrichen. Die geschlossenen Knospen kann man mit Essig und Salz wie Kapern einlegen. Angelika Prem verwendet Löwenzahn frisch oder getrocknet auch gern zum Würzen – und gibt ihren selbst gemachten Nudeln mit dem Aroma des Krauts eine pikante Note. Aus den gelben Blüten lässt sich aber auch ein honigartiger Sirup herstellen.
Löwenzahn-Honig – regt den Stoffwechsel an
ZUTATEN: circa 200 Löwenzahnblüten, 1 Liter Wasser, 1 Bio-Zitrone, 1 kg Zucker
ZUBEREITUNG: Die Blüten bei Sonne im April oder Mai pflücken. In einen Kochtopf geben, mit dem Wasser aufgießen und die entkernte, in dünne Scheiben geschnittene Zitrone hinzugeben. 15 Minuten aufkochen und dann 24 Stunden ruhen lassen. Masse durch ein Leinentuch seihen und ausdrücken. Den gewonnenen Saft mit Zucker sirupartig einkochen. Der Vorgang kann einige Stunden dauern. Die Masse sollte leise köcheln. Zur Kontrolle der Festigkeit gelegentlich einen Löffel auf einer Untertasse abkühlen lassen. Der Honig ist fertig, wenn er Fäden zieht und wie Waldhonig aussieht.
Löwenzahnwein – als Appetitanreger
ZUTATEN: 2–3 Handvoll Löwenzahnblüten, ¾ l guter Weißwein (z.B. Silvaner)
ZUBEREITUNG: Bei voller Sonne, wenn die Löwenzahnblüten ganz aufgegangen sind, werden die abgetrockneten Blüten geerntet, die Blütenblätter ausgezupft und in ein großes Glas gegeben. Mit einem guten Weißwein, z.B. Silvaner, aufgießen, bis alle Blütenblätter bedeckt sind. Glas schließen, aufs Fensterbrett stellen und täglich schütteln. Nach circa 6 Wochen abseihen und in kleine Flaschen füllen. Haltbarkeit: 1 Jahr.
ANWENDUNG: Vor dem Essen trinken Erwachsene bei Bedarf ein Schnaps- oder Likörglas voll.
Löwenzahnblättertee für eine Entschlackungskur
ZUTATEN: je 2–3 frische Löwenzahn-, Brennnessel- und Gierschblätter
ZUBEREITUNG: Die Blätter grob zerkleinern. 2 TL der Mischung mit ¼ l siedendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen.
ANWENDUNG: Als Frühjahrskur 6 Wochen 3-mal täglich eine Tasse und dazu ein Glas Wasser trinken. Regt den Stoffwechsel an, unterstützt die Blutreinigung, fördert die Entschlackung
Löwenzahnkaffee – zur Förderung der Verdauung
ZUTATEN: getrocknete Löwenzahnwurzeln
ZUBEREITUNG: Löwenzahnwurzeln fein mahlen und wie Kaffee in einen Filter geben – etwa 1 TL pro Tasse. Mit heißem Wasser aufgießen.
ANWENDUNG: Mit etwas Milch als gesunden und koffeinfreien Kaffee-Ersatz oder zur Förderung der Verdauung trinken.
Löwenzahnwurzeltee für eine Blutreinigungskur
ZUTATEN: 1–2 TL getrocknete, grob zerkleinerte Löwenzahnwurzeln
ZUBEREITUNG: Die Wurzeln mit ¼ l siedendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen.
ANWENDUNG: Als Frühjahrskur 6 Wochen täglich 1 Tasse trinken, dazu viel Wasser. Wirkt bei Wassersucht, Milzleiden, Leberleiden, Alterserscheinungen, Blutkrankheiten, Fettsucht, Gicht und Rheuma.
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