Wer über seinen Schatten springt, Neues ausprobiert oder mutig seine eigenen Grenzen auslotet, weiß: Auch ganz kleine Erfolge können große Flügel verleihen. Von diesen ganz besonderen Momenten erzählen die Mitarbeiter des Passauer Wolfs.
»Die Arbeit in der Küche macht uns Freude. Obwohl wir nicht gut Deutsch sprechen, hat man unsere Fähigkeiten erkannt und gefördert. Gibt es einen größeren Erfolg?«
GEORGIANA-OLIMPIA, 17, UND MIHAELA-„COCO“ CODRUTA, 20, ARBEITEN IM KÜCHENTEAM (Bild oben)
»Unsere Mama zog mit uns 2014 von Rumänien nach Deutschland, um zu arbeiten. Das war nicht einfach für uns, denn ohne Deutschkenntnisse taten wir uns schwer in der Schule.« Die Schwestern kamen durch, aber mit wenig Zukunftsaussichten, da in Deutschland für viele Jobs Abitur verlangt wird. Coco: »Ich ergatterte hier eine Stelle in der Küche, für mich ein Sechser im Lotto. Ich liebe Essen und Kochen.« Georgiana war ein Jahr später mit der Schule fertig und konnte sogar eine Lehrstelle als Köchin in den vier Passauer Wolf Restaurants antreten. Georgiana: »Dass wir zusammen arbeiten können, ist doppeltes Glück. Wir lernen hier so viel, Sterneküche und Gesundheitsdiät!« Jede der Schwestern hat andere Qualitäten, für die sie geschätzt werden: Die konzentriert arbeitende Georgiana entpuppte sich als Meisterin fürs Dekorieren. Die ältere Coco kann so sein, wie sie möchte: ehrlich und unverstellt. »Diese Arbeit passt zu uns. Wir können in einem angenehmen Job mit familienfreundlichen Schichten zusammen arbeiten. Das ist unser Erfolg!«
SABRINA MAYER, 22, PHYSIOTHERAPEUTIN
Seit meiner Kindheit bin ich leidenschaftliche Pfadfinderin. Diese Bewegung ist heutzutage moderner als man vielleicht denkt, man unternimmt spannende und abenteuerliche Fahrten und Aktionen wie Zelten, Kino, Schwimmen und Bowlen, und man ist Teil einer tollen Gruppe. Was habe ich als kleines Mädchen die Leiter und Leiterinnen bewundert! Ich wusste immer, dass ich auch eines Tages Leiterin werden will, die Leiter waren für uns wie große Geschwister: erfahren und verständnisvoll. Wie wird man so? Ich weiß es nicht, aber ich habe es geschafft, denke ich. Zehn Jahre lang durchlief ich alle Stufen als so genannter Grüppling, später als Rover, eine höhere Altersstufe, und dann sogar als Roverrundensprecher. Stück für Stück lernte ich, wie viel Verantwortung man als Leiter trägt: Man hat da eine ganze Horde von Jugendlichen von 13 bis 16, alle mitten in der Pubertät. Als ich mit 18 Leiterin wurde, war ich nicht viel älter. Aber ich blieb dran. Mit einem Lächeln, das, wie der Pfadfinder-Gründer Baden-Powell sagte, die Herzen aufschließt. Mit Beharrlichkeit und Empathie. So habe ich das Vertrauen meiner Grüpplinge erlangt. Das ist für mich der größte Erfolg, es ehrt mich und macht mich glücklich.
»Ich habe unsere Gruppenleiter bei den Pfadfindern immer bewundert. Wie wird man so? Wie werde ich so? Heute weiß ich: Mit Beharrlichkeit. Und mit einem Lächeln.«
»Mein größtes Glück ist, dass ich vielleicht zwei Leben gerettet habe. Einfach, weil ich zugehört habe.«
NAIM SAHEBDEL, 53, PHYSIOTHERAPEUT
Meine Erfolge entstehen nur gemeinsam mit anderen Menschen. Weil ich mich einlasse und mir Zeit nehme. So entsteht der Spaß und damit der Erfolg: als Fußballtrainer, Physiotherapeut beim Passauer Wolf und für die Afghanische Fußballnationalmannschaft. Erfolg ist ein Miteinander und besteht aus Empathie, Sympathie und Freude. Ich glaube auch, dass meine Fähigkeit, sechs Sprachen zu sprechen, aus meiner Freude an den Menschen stammt. Mein größter Erfolg war, dass ich kürzlich ein oder gar zwei Leben gerettet habe. Ich arbeite als Flüchtlingshelfer und eine afghanische Frau kam zu mir, weil ich ihre Sprache spreche. Der Frau war nicht gut, sie hatte Bauchweh. Ich hörte mir ihre Symptome an und wusste: Die Frau war hochschwanger und hatte bereits Geburtswehen. Ich rief die Rettung. So konnte sie ihr Baby im Krankenhaus bekommen und beide sind wohlauf.
MARIA BRAUN, 17, AZUBI HOTELFACHFRAU
Bereits als Kind litt ich unter extremer Höhenangst. Ich konnte beim Schwimmen nicht vom Einmeterbrett springen. Als meine Mama einen Heißluftballonflug für drei geschenkt bekam, lehnte ich sofort ab. Aber sie hat so lange sanft auf mich eingeredet, dass sie sich so freuen würde … Na ja, ich kam mit. Aber ich sagte ihr, dass ich die Augen zumache und auf dem Boden kauere. Irgendwann hob der Korb ab und ich dachte, ich müsse sterben. Dann meinte der Ballonführer, dass ich mich doch mal hinstellen solle. Tat ich auch, mit zugekniffenen Augen. Dann sagte er: ‚Mach doch mal die Augen auf. Jetzt sind wir eh schon oben.‘ Auch das tat ich. Eine Sekunde lang. Dann noch eine … Ich schwitzte, zitterte, aber ich hielt es aus. Minuten später ging es mir besser und ich konnte es sogar genießen. Seither ist meine Höhenangst wie weggeblasen. Dass ich das einmal schaffen würde! Heute bin ich angstfrei und springe vom Fünfmeterbrett.
»Meine extreme Höhenangst habe ich in kleinen Schritten besiegt. Kleines summiert sich zu Großem.«
Bildnachweis: Julian Rupp