Zwischen etwas Mühevollem, das uns alle Kraft abverlangt, und der Leichtigkeit, mit der es wie von selbst zu laufen scheint, liegt häufig »nur« ein Knackpunkt. Gedanken wie »Schaff’ ich das?« und anfängliche Zweifel werden abgelöst von Zuversicht und Freude über das Erreichte. Darüber, was schwer begann und plötzlich leicht wurde, können auch vier Mitarbeiter des Passauer Wolf etwas erzählen. Von körperlicher Höchst- und organisatorischer Meisterleistung, von viel Empathie und ganz viel Gefühl erzählen die Geschichten, die uns erahnen lassen, was alles gelingen kann, wenn das Herz ganz bei der Sache ist.
ANJA KELLER, SPORTTHERAPEUTIN (Bild oben)
Im Handstand laufen oder Klimmzüge machen – können Sie das? Anja Keller schon. Aber noch gar nicht so lange. Vor vier Jahren kam sie durch ihren Freund zum ersten Mal mit der Sportart Crossfit in Berührung. Eines führte zum anderen. Nachdem sie bei einem Wettkampf zugesehen hatte, packte sie die Faszination und sie begann selbst mit funktionellem Training. Sie erlernte zunächst die Basics. Kurz darauf nahm sie das Gewichtheben im Verein in Angriff. Auch die Lockdowns der vergangenen Jahre hielten sie nicht vom Training ab. »Ich habe viel zuhause ausprobiert und selbstständig erlernt. Aber seit kurzem bin ich Mitglied in der Crossfit Box und Tipps von Gleichgesinnten zu erhalten ist schon auch wertvoll. Und wir haben dort viel zu lachen«, erzählt Anja Keller. »Ich habe auch schon an einigen Wettkämpfen teilgenommen. Ich mag es, mich mit anderen zu messen und meine Grenzen auszuloten. Zu erleben, wie sich die Techniken kontinuierlich verbessern und man fitter und kräftiger wird, ist ein gutes Gefühl. Am Anfang habe ich nicht mal einen einzigen Klimmzug geschafft – heute sind zehn überhaupt kein Problem, selbst wenn ich vom Training eigentlich schon müde bin«, erklärt sie uns. Wenn Anja Keller auf die letzten vier Jahre zurückblickt, ist sie durchaus zufrieden: »Ich bin belastbarer und widerstandsfähiger als früher. Und durch diesen Sport habe ich am eigenen Körper erfahren, dass es sich auszahlt dran zu bleiben, auch wenn es zu Beginn schwer war. Diese Erfahrung ist sehr wertvoll für mich.«
MARKUS FROTSCHER, PHYSIOTHERAPEUT
»Meine Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte ich schon sehr früh«, erinnert sich Markus Frotscher. Inspiriert von seiner Mutter, einer Bibliothekarin mit poetischer Ader, schrieb er kleine Gedichte, wann immer sich ein Anlass bot. Was er tat, gefiel ihm und der Wunsch ein eigenes Buch zu verfassen, keimte auf. »Am Anfang fehlte mir noch die Story. Da beschloss ich zu warten. Und mit dem Kennenlernen meiner jetzigen Frau, die aus Peru stammt und damals auch dort lebte, kam auch die Geschichte. Aus einer eher zufälligen Internetbekanntschaft entstand schnell ein tiefgreifender Kontakt. Die weite Entfernung, unsere persönlichen Grenzen und unsere Charaktere standen uns im Weg und doch haben wir zueinander gefunden. Da war mir schnell klar, dass es das ist, worüber ich schreiben möchte. Und so kam es zu meinem autobiografischen Buch«, erzählt Markus Frotscher. Den roten Faden beizubehalten, einen Überblick über die anonymisierten Namen seiner Freunde und Verwandten zu behalten und sie nicht mit den echten zu vermischen, fiel ihm anfänglich wirklich schwer. Aber er schaffte es und arbeitet gerade sogar an einer Fortsetzung, die diesmal aber seiner Fantasie entspringen wird. »Ideen für weitere Bücher habe ich noch genügend, auch aus meiner Jugend in der ehemaligen DDR. Jetzt muss ich nur noch sehen, wie ich Zeit dafür finde«, verrät er uns.
CORINNA LIMMER, PHYSIOTHERAPEUTIN
Als zur Entlastung der ergotherapeutischen Abteilung im Passauer Wolf Bad Gögging ein freiwilliger Mitarbeiter aus der Physiotherapie gesucht wurde, zögerte Corinna Limmer nicht lange. »Warum nicht einen Blick über den Tellerrand wagen?«, dachte sie sich. Aus den geplanten drei Wochen wurden drei Monate. »Die ersten Tage rauchte mir der Kopf«, blickt sie auf den Anfang zurück. Obwohl die therapeutischen Berufe miteinander verwandt sind, liegen die Schwerpunkte woanders. Vieles war neu. Die Arbeit mit der elektronischen Patientenakte, die ungewohnten Arbeitsmaterialien – bis hin zum Fokus der Therapien, der meist auf dem Erhalt oder der Wiederherstellung der Selbstständigkeit im Alltag liegt. »Ich habe eine umfangreiche Einarbeitung erhalten und durfte den Rückhalt des ganzen ergotherapeutischen Teams spüren. War ich unsicher, hat mich jemand begleitet«, erzählt Corinna Limmer. »Es ist nicht so, dass es nach drei Monaten wie von selbst ging, aber von Tag zu Tag viel es mir leichter und ich wurde sicherer.« Was sie mitnimmt aus dieser Zeit? »Kleine Schritte machen große Erfolge aus. Das Strahlen und die Dankbarkeit der Patienten, wenn sie selbst wieder eine Flasche öffnen oder sich die Jacke alleine anziehen können, werde ich nicht vergessen. Die großen Ziele sind wichtig, keine Frage, aber die kleinen Erfolge auf dem Weg dorthin sind sehr bedeutende Momente. Das wurde mir während dieser Zeit nochmal so richtig bewusst.«
SIMONE GLEIXNER, LEITUNG REINIGUNG
»Einfach war es nicht«, sagt Simone Gleixner rückblickend auf ihren Start als Leitung der Reinigung im Passauer Wolf Nittenau vor vier Jahren. Zuvor war sie sechs Jahre im Team als Reinigungskraft tätig. Die Leitungsposition wurde frei, es wurde Ersatz benötigt und so zögerte sie nicht lange und bewarb sich. »Werden sich die Kollegen auf mich als Teamleitung einstellen können? Bin ich dem gewachsen?« waren anfängliche Zweifel. Ihre Vorgesetzten hatten Vertrauen in sie. »Es war eine große Herausforderung, die mich zu Beginn viel Energie kostete – auch wenn mich mein Team von Anfang an unterstützte. Dafür bin ich sehr dankbar. Ihre Wünsche und Probleme habe ich ernst genommen und da ich ja selbst als Reinigungskraft tätig war, konnte ich diese auch gut nachvollziehen.« Durch die Einführung neuer Dienstpläne und der Neuorganisation einiger Abläufe konnte Entlastung für die Mitarbeiter geschaffen werden. »Heute sind wir ein eingespieltes Team. Jeder ist für den anderen da. Und die Zufriedenheit wird im Ergebnis sichtbar.« Konstruktive, vertrauensvolle Gespräche mit ihren Mitarbeitern und eine gute Organisation haben dazu geführt, dass es nun rund läuft. »Ich habe viel gelernt – auch für mich selbst«, sagt sie heute.
Bildnachweis: Berli Berlinski