Ein Lebensweg ist selten eine gerade Linie. Die Kurven und Schlenker machen ihn erst richtig interessant. Mitarbeiterinnen des Passauer Wolf-Teams erzählen, wie man die Wendepunkte des Lebens mit Leichtigkeit auf sich nimmt.Und dabei etwas zum Positiven verändert.
ANKE BEHNKE, REZEPTION (siehe Bild oben)
Anke Behnkes Weg zu mehr Leichtigkeit begann mit einem persönlichen Weckruf: »Nachdem ich in meinem vorherigen Job viel zu viel gearbeitet hatte, ging irgendwann nichts mehr. Diagnose Burnout. Ich war sechs Wochen auf Reha.« Während dieser Zeit wurde ihr eines klar: »Ich hab mir gesagt: ›Bis hier hin und nicht weiter. Du suchst dir jetzt was anderes.‹ Also habe ich noch während meiner Reha meine alte Stelle gekündigt.« So wurde aus der Reha-Patientin Anke Behnke die Rezeptionistin einer Passauer Wolf Reha-Klinik Anke Behnke. »Mir war schnell klar: Für mich kommt nichts anderes in Frage. Für mich ist das Berufung, ich mache es mit Leidenschaft und mit Freude.« Zweifel daran, ihr Leben umzukrempeln und nochmal etwas anderes anzufangen hatte sie dabei nie. Ihr Rat: »Probieren, versuchen, und dann entscheiden. Und dabei keine Angst vorm Scheitern haben. Einfach mal machen, es kann nur positiv werden.«
»Zweifel? Niemals, nicht eine Minute.«

Ich habe gelernt, was wirklich wichtig ist.
ALINA TOMA, HYGIENEFACHKRAFT
Ende 2019 hat Alina Toma ihre Weiterbildung zur Hygienefachkraft abgeschlossen. Dass sie bereits kurz vor ihrer ersten großen Herausforderung stand, konnte sie damals noch nicht ahnen. »Die Pandemie hat mich in meiner neuen Rolle, aber auch als Mensch, natürlich besonders geprägt. Diese Krise gab mir die Möglichkeit, über Dinge nachzudenken, die bis dahin als völlig normal galten.« Was ist uns wirklich wichtig? Eine Frage, die sich auch Alina Toma in dieser Zeit öfter gestellt hat: »Zufrieden sein mit dem, was wir sind und haben, Familie, Zeit für mich und meine Gesundheit, weniger planen, bewusster leben.« Und sich dabei auch immer wieder auf das Positive konzentrieren. »Meine innere Einstellung mit meinen Erwartungen an ein zufriedenes und erfülltes Leben hat sich ver- ändert. Ich bin inzwischen sehr dankbar dafür, einfach ›nur‹ gesund zu sein. Ich habe gelernt, meine Gefühlslage nicht von äußeren Umständen bestimmen zu lassen.«
HANNELORE BEINDORF, SERVICEKRAFT
»Ich habe jahrelang in einer Fabrik in der Produktion gearbeitet. Irgendwann habe ich in dieser monotonen Arbeit keinen Sinn mehr gesehen, keine Aufgabe. Man ist richtig abgestumpft. Aus dem Trott wollte ich raus.« Hannelore Beindorf fasst den Entschluss, etwas Neues zu wagen. Und fängt im Passauer Wolf Nittenau als Mitarbeiterin im Service an. »Ich habe schon immer mit dem Gedanken gespielt, im Service zu arbeiten, etwas mit und für Menschen zu tun.« Die Reaktion der Gäste bestätigt sie in ihrer Entscheidung: »Ein paar Patienten haben gefragt, wie lange ich diesen Beruf schon ausübe. Und wollten dann gar nicht glauben, dass ich erst angefangen habe.« Auch ihr Umfeld bemerkt, dass sie mehr Leichtigkeit ausstrahlt: »Mein Mann meinte einmal: ›Ich sehe dich nur noch freudestrahlend heimkommen. Das ist so schön.‹ Ich habe Freude an meinem Leben, nehme mein Umfeld besser wahr, und achte mehr auf Kleinigkeiten. Wahnsinn, was so ein Perspektivenwechsel auslöst.«

Mich sticht es ein bisschen, dass ich das nicht schon eher gemacht habe.

Ich wollte beweisen, dass es geht.
SONJA BAUER, MEDIZINCONTROLLING
Einen einzigen Wendepunkt gab es für Sonja Bauer eigentlich nicht. Wohl eher mehrere kleine, die am Schluss den Weg hin zu einem gesünderen Lebensstil offenbarten: »Ich wollte es einfach mal ausprobieren und dachte mir: ›Wenn andere es schaffen, ihre Ernährung und ihren Lebensstil komplett umzukrempeln, kann ich das auch!‹« Und sie stellte fest: So schwer ist es nicht. »Man muss sich die Zeit dafür nehmen und offen sein, etwas zu versuchen. Ehrgeiz gehört dazu, aber das kommt von selber. Mich haben auch ein wenig die Eindrücke beeinflusst, die ich während der Arbeit mit Patienten mit lebensstilbedingten Erkrankungen gesammelt habe: Ich weiß, dass Prävention helfen kann, Krankheiten zu verhindern.« Motivation kam aber vor allem von ihrem Team beim Passauer Wolf. Manche haben sich sogar anstecken lassen, selbst etwas an ihrem Lebensstil zu ändern. Das hat geholfen, am Ball zu bleiben. »Natürlich waren Tage dabei, da war es ganz schwer. Mein Schweinehund heißt Uwe. Der hat ganz tierisch gekämpft, um mich wieder in alte Muster zurückzuholen.« Geschafft hat er es nicht. Sonja Bauer ist stolz auf das, was sie bis jetzt erreicht hat: »Ich fühle mich fitter, besser, traue mich mehr.« Nächstes Ziel? »Erstmal so weitermachen, mir das positive Gefühl erhalten und weiter für mich nutzen.« Lachend fügt sie hinzu: »Und über den Halbmarathon reden wir dann so in zwei Jahren.«
Bildnachweis: Berli Berlinski