Im Alltäglichen kann eine ganze Menge Kraft stecken. Um seine Kraftquellen zu finden, muss man gar nicht weit gehen: Es sind die kleinen und größeren Rituale, die uns Stabilität und Struktur geben. Die Joggingroute am Morgen, die Tasse Tee an einem verregneten Tag, die Achtsamkeitsübung vor dem Schlafengehen. Auch Mitarbeiter des Passauer Wolf haben ihre ganz persönlichen Kraftquellen im Alltag gefunden. Hier erzählen sie, welche Rituale ihnen Halt geben.
Meine Kraft habe ich im Glauben gefunden.
BEATE ZENNER, CONTROLLING UND REVISION
»Ohne meinen Glauben und die Zwiesprache mit Gott hätte ich niemals die Kraft gehabt, diesen Schicksalsschlag zu überstehen.« Beate Zenner verliert Anfang 2020 ihren Mann an Krebs. Ein Moment, in dem ihr ihre persönliche Kraftquelle besonders hilft. »Die Isolation durch die Pandemie hat das Ganze nicht leichter gemacht. Aber mit Gottes Hilfe und der Unterstützung meiner Kinder und Freunde wird es langsam besser.« Der Gottesdienstbesuch war aber bereits vorher ein Ritual, an dem sie sich festhalten konnte: »Der Gottesdienst ist für mich nicht nur eine Möglichkeit zur Zwiesprache mit Gott, ich kann auch für mich die vorangegangene Woche Revue passieren lassen und mich mental auf die neue Woche und die neuen Herausforderungen vorbereiten. Eine Antwort – zumindest interpretiere ich es so – erhalte ich manchmal durch kleine Ereignisse in meinem Umfeld. Ich fühle mich besser und getröstet und bestärkt.«
THOMAS KAMMERMEIER,
KONZERNBETRIEBSRATSVORSITZENDER
»In der Gruppe war es einfach, sich aufzuraffen, aber alleine hat der erste Anlauf nicht geklappt.« Während des Präventionsprogramms RV Fit der DRV in der Passauer Wolf Lodge & Therme entdeckt Thomas Kammermeier das Nordic Walking für sich. Der Einstieg klappte nicht sofort. »Erst als dann die Lauf-Challenge des BGM-Teams startete, kam die Motivation wieder. Ich dachte mir ›Jetzt komm, auf‹, besorgte mir Laufschuhe, Stecken und eine Uhr. Dann ging es los.« Und wie es los ging. Teilweise legte Thomas Kammermeier 20 Kilometer am Tag zurück. Insgesamt kamen 395,5 Kilometer in zwei Monaten zusammen, das entspricht in etwa der Gehstrecke zwischen München und dem Gardasee. »Die Challenge war ein guter Ansporn. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt.« So wurde es leichter, aus der Herausforderung eine Gewohnheit zu machen. »Ich bin jetzt ruhiger, fitter und belastbarer. Wenn ich auf den wunderschönen Waldwegen in meiner Umgebung laufe, finde ich dort eine unvergleichliche Ruhe. Ich kann einfach loslaufen und abschalten.«
Wenn ich ein paar Tage nicht laufe, muss ich raus.
Kraft ist, anderen zu helfen.
ANITA LANZL, SERVICE UND BEWOHNERBETREUUNG
In ihrem Leben hat Anita Lanzl schon viel Kraft gebraucht. Als chronische Schmerzpatientin mit mehreren überstandenen Operationen hat ihr das Leben schon einige Steine in den Weg gelegt. Das hat sie aber nie davon abgehalten, anderen zu helfen: »Seit ich denken kann, bin ich ein sozialer Mensch. Ich habe gelernt, meine Einschränkungen anzunehmen, mit ihnen zu leben. Die Arbeit mit und für andere Menschen ist dabei zu meiner persönlichen Kraftquelle geworden.« Anita Lanzl betreut die Senioren im Passauer Wolf Nittenau, setzt sich zusätzlich für Kinder und hilfsbedürftige Menschen ein. »Ich versuche wirklich alles, bevor ich aufgebe. Mir fällt es leichter, mich in Menschen einzufühlen, die wie ich alltäglich gesundheitliche Einschränkungen überwinden. Ich würde keine Stunde meines Weges hergeben, keine einzige Therapieminute. Die Kraft dafür schöpfe ich aus meiner Arbeit und aus der Verbundenheit mit anderen.«
Bildnachweis: Berli Berlinski