In Deutschland sind etwa 300.000 Menschen von Morbus Parkinson betroffen. Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. In einem bestimmten Hirnareal, der Substantia nigra, sterben dopaminhaltige Nervenzellen ab. Warum das so ist, bleibt in den meisten Fällen unklar. Der Dopaminmangel behindert zunehmend besonders die harmonische Steuerung von Bewegungen. Sie verlangsamen sich, werden unsicher, es kommt zu Versteifungen oder Zittern. Die Handschrift wird kleiner, unleserlicher, die Stimme leiser und monotoner. Die Erkrankung ist fortschreitend und kann ganz unterschiedlich verlaufen.
Den Verlauf positiv beeinflussen
Das Neurologische Zentrum für Bewegungsstörungen im Passauer Wolf Bad Gögging ist auf die akutstationäre und rehabilitative Behandlung von Bewegungsstörungen, insbesondere Morbus Parkinson, spezialisiert. Unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Wächter setzt ein Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften auf wissenschaftlich fundierte Behandlungsverfahren. Je nach Befinden und Beschwerden des einzelnen Gastes werden medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungskonzepte kombiniert. Denn aktuelle Studien zeigen, dass neue – auch nicht-medikamentöse – Therapien dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern und den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen.
Herzlich betreut
Schon vor Ihrem Aufenthalt bei uns, haben wir Zeit für Ihre Fragen, Unsicherheiten oder Ängste. Vielleicht möchten Sie sich vegetarisch ernähren? Oder Sie wollen von einem Angehörigen begleitet werden? Sprechen Sie mit uns. Vielleicht finden wir nicht immer für alle Wünsche eine Lösung, aber sicher für sehr, sehr viele. Auch zu Beginn Ihrer Rehazeit steht ein ausführliches Anamnese-Gespräch: Wir wollen Sie gerne kennen lernen. Deshalb sprechen wir nicht nur über Ihre Beeinträchtigungen und Ihren bisherigen Weg, sondern auch über Ihre Hoffnungen, über das, was Sie ängstigt oder was Ihnen Freude macht. Danach legen wir gemeinsam Ihren individuellen »Fahrplan« für die Reha fest.
Genau für Sie kombiniert
Wir können aus einem breiten Spektrum an Therapien schöpfen und diese – entsprechend Ihrer Beschwerden – zielführend kombinieren: Physiotherapie, Physikalische Therapie, Ergotherapie, Sporttherapie, Logopädie, Neuropsychologie und Sozialberatung kommen ebenso zum Einsatz wie Therapien, die bei uns speziell für Menschen mit Parkinson etabliert wurden.
» Zustand ist ein albernes Wort; weil nichts steht und alles beweglich ist.«
– JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
TAIJI
Ursprünglich eine effektive Art der Selbstverteidigung, dienen die fließenden Bewegungen des Taiji (eigentlich Taijichuan) heute der Lebens- und Gesundheitspflege. Die möglichen Wirkungen sind vielfältig: Neben der Verbesserung von Gleichgewicht, Beweglichkeit und (Körper-) Wahrnehmung profitieren auch Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Immunsystem sowie der gesamte Bewegungsapparat. Taiji hilft beim Spannungsabbau und steigert bei regelmäßiger Anwendung Konzentrationsfähigkeit und Wohlbefinden. Alter oder körperliche Einschränkungen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Taiji ermöglicht es Parkinson-Patienten ihr Gleichgewicht und ihre Körperhaltung zu stärken und das oftmals bereits reduzierte Bewegungsausmaß zu erweitern. Die Übungen wirken haltungskorrigierend, verleihen damit mehr Bewegungsfreiheit und verringern das Sturzrisiko. Auch mental zeigt Taiji seine positive Wirkung. Die Übungen motivieren und helfen, die eigenen Stärken zu fördern
LSVT – WIE BITTE?
Für den komplizierten Namen gibt es einen schönen Grund: Das in Amerika speziell für Parkinson-Patienten entwickelte Lee Silverman Voice Training (LSVT) wurde nach der ersten Patientin benannt, die nach dieser Methode behandelt wurde. Im Mittelpunkt steht dabei die Stärkung der Stimmkraft. Von LSVT-zertifizierten Logopäden angeleitet, trainieren unsere Gäste, um die Lautstärke der Stimme wieder zu erhöhen. Die Übungen kräftigen gleichzeitig auch die Kehlkopfmuskulatur. Darüber hinaus lernen unsere Gäste sich mit kräftigerer Stimme auch im beruflichen oder privaten Umfeld wieder Gehör zu verschaffen. Obwohl bei diesem Training die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Stimmlautstärke gelegt wird, belegen Studien, dass sich auch die Artikulation und das Schlucken verbessern. Selbst die Mimik wird im Rahmen dieser Übungen lebendiger.
BIG-THERAPIE
Die BIG-Therapie ist ein wissenschaftlich fundiertes Trainingsprogramm, das darauf abzielt, den Bewegungsumfang zu vergrößern und mehr Sicherheit in den Bewegungen zu gewinnen. Unter Anleitung von Physio- und Ergotherapeuten trainieren unsere Gäste verschiedenste Bewegungsabläufe – entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse. Besonders Bewegungen mit großer Amplitude sind dabei wichtig. Durch die BIG-Therapie werden die Körperhaltung, die Gehfähigkeit und Hand- und Armbewegungen positiv beeinflusst und damit auch die Lebensqualität deutlich verbessert.
Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Wächter ist Chefarzt der Neurologie im Passauer Wolf Bad Gögging. Er arbeitet intensiv an der Nahtstelle zwischen wissenschaftlicher Forschung und klinischer Praxis. »Wenn beide Bereiche wechselseitig befruchtend zusammenwirken, lassen sich echte Fortschritte erzielen – wie z. B. bei der Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut oder anderen Kooperationen mit mehreren Universitätskliniken. In Bad Gögging treibt ein aufgeschlossenes und kompetentes Team aus Ärzten und Therapeuten hochengagiert die Anwendung neuer Therapieformen voran. Zum Wohle der Patienten.«
NEUROVITALIS-THERAPIE
Zur Verbesserung von kognitiven Beeinträchtigungen – etwa von Lern- und Merkfähigkeit, der Aufmerksamkeit und Konzentration oder der sprachlichen Fähigkeiten – setzen wir in Bad Gögging eine spezielle neuropsychologische Therapie ein: Die wissenschaftlich fundierte NEUROvitalis-Therapie fördert die kognitive Leistung, die geistige Mobilität und die Konzentrationsfähigkeit. Im Rahmen der neuropsychologischen Therapie lernen Betroffene, Defizite auszugleichen und kreative Lösungsstrategien zu entwickeln, wenn die gewohnten Denk- und Verhaltensweisen nicht mehr verlässlich funktionieren. Das Programm erlaubt einen flexiblen Einsatz für Patienten mit qualitativ wie quantitativ unterschiedlichen Defiziten und verspricht eine schnelle, direkt überprüfbare Leistungssteigerung – analog dem Muskelaufbau durch Krafttraining. Das Programm ist sehr abwechslungsreich, alltagsbezogen, anregend und motivierend. Es ermöglicht auch zwischenmenschliche Interaktionen, auf deren Bedeutung neue Forschungsergebnisse deutlich hinweisen. Die NEUROvitalis-Therapie zielt auf einen langfristigen Leistungserfolg ab, der auch wissenschaftlich belegt ist.
MEINE REHA®: THERAPIE FÜR ZU HAUSE
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut in Berlin entwickeln wir ein Computerprogramm, das es den Gästen erlaubt, auch zu Hause zu trainieren. Das Programm kann Schrittgröße, Armspannung, Haltung, Oberkörperrotation und Bewegungsgeschwindigkeit des Trainierenden erfassen und die Übungsergebnisse direkt im Anschluss auf dem Bildschirm sichtbar machen. Das erlaubt es auch dem Therapeuten, Fortschritte oder Schwierigkeiten schnell zu erkennen und bei Bedarf steuernd einzugreifen, also z. B. den Schwierigkeitsgrad oder die Übungsgeschwindigkeit zu erhöhen oder zu verringern. Das Schönste: Durch das Programm führt der Therapeut, mit dem man ohnehin bereits trainiert hat. So kann man auch nach der Reha in gutem Kontakt bleiben. Das Programm wird derzeit im Passauer Wolf Reha-Zentrum Bad Gögging evaluiert. Nach erfolgreicher Testung soll »Meine Reha®« Patienten auch zu Hause helfen, Behandlungserfolge zu stabilisieren und auszubauen.
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