Schon zum letzten Jahreswechsel sehen wir verstörende Bilder aus der chinesischen Stadt Wuhan. Ein neu artiges, hochansteckendes Virus ist aufgetreten. Aber China ist ja richtig weit weg! Am 27. Januar 2020 wird der erste COVID-19-Fall in Bayern bestätigt. Das Virus breitet sich auch hierzulande rasend schnell aus. Am 16. März wird von der Bayerischen Staatsregierung der Katastrophenfall ausgerufen.
Von Anfang an ist es für den Passauer Wolf selbstverständlich, bei der Bewältigung der Pandemie Verantwortung zu übernehmen. Mit unserem Engagement tragen wir dazu bei, freie Kapazitäten in der Region zu schaffen, damit sich die Bevölkerung sicher und gut versorgt weiß. Gerade zu Beginn der Krise komm den Reha-Kliniken eine außergewöhnliche Rolle zu: Sie können Akut-Krankenhäuser spürbar entlasten. Ein nahtloser Übergang vom Krankenhaus hin zu einer Anschlussheilbehandlung ist immer wünschenswert, zudem verschafft er den Krankenhäusern »Luft« für die Behandlung von Corona-Patienten.
Doch die Reha-Kliniken können noch mehr: Als unseren Häusern im Passauer Wolf Bad Griesbach und Bad Gögging der Status eines Hilfskrankenhauses zur Behandlung von COVID-19-Patienten zugesprochen wird, schaffen wir in kürzester Zeit die personellen, organisatorischen und sogar baulichen Voraussetzungen dafür. Unsere Mitarbeiter müssen und können sich erstaunlich schnell auf Patienten mit solch besonderen Bedürfnissen einstellen. Dabei ist unsere profunde Erfahrung in der Behandlung von mehrfacherkrankten und pflegeintensiven Patienten richtig wertvoll. In speziell eingerichteten Isolierstationen behandelten wir während der ersten Welle Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben weiter und unterstützen sie in der Erholungsphase.

Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst.
Dante Alighieri
MIT SICHERHEIT HERZLICH
Bei allen Entscheidungen, die wir treffen, steht die Sicherheit von Patienten und Mitarbeitern an aller erster Stelle. Obwohl es – vor allem zu Beginn der Pandemie – unterschiedliche Auffassungen über Versorgungs-Standards und nur wenig Klarheit über die Finanzierung insbesondere von Schutzmaßnahmen, wie z. B. Screenings und Testungen, gibt. Kamen Patienten ohne Testergebnis zu uns, übernahm der Passauer Wolf die Kosten für die Testung bei allen Verdachtsfällen, auch wenn keine Gegenfinanzierung oder Sonderentgelte in Aussicht standen.
Natürlich: Auf den ersten Blick sehen Mitarbeiter in Schutzkleidung erst einmal befremdlich aus und auch die Atmosphäre auf den COVID-19-Stationen wirkt nicht wirklich heimelig. Auch wir müssen uns zuerst an die neuen Arbeitsbedingungen gewöhnen. Doch die Dramatik der Entwicklungen lässt uns nur wenig Zeit zum »Fremdeln«. Schnell finden wir zum präzisen Zusammenspiel zurück: Ein starker Teamgeist lässt sich auch von Schutzkleidung nicht abschrecken.
Eines Tages wird im Passauer Wolf Bad Griesbach ein älterer, schwer an COVID-19 erkrankter Patient eingeliefert. Seine Prognose ist düster. Ärzte, Therapeuten und Pfleger versuchen alles, um eine Wende zum Guten auszulösen. Ganz allmählich, in sehr kleinen Schritten findet »unser« Patient ins Leben zurück. Noch sehr geschwächt, aber schon auf einem guten Weg feiert er seinen Geburtstag bei und mit uns – ein großer Tag für uns alle. Solche Erlebnisse schenken uns allen Energie, Kraft und Zuversicht. Woran fast niemand glauben wollte, ist wirklich eingetreten: »Unser« Patient konnte nach Hause entlassen werden.

Der beste Weg, sich selbst eine Freude zu bereiten, ist zu versuchen, einem anderen eine Freude zu bereiten.
Mark Twain
AUFBRUCH IN EINE NEUE NORMALITÄT
Der ausgerufene Katastrophenfall hat enorme Konsequenzen für den Alltag im Passauer Wolf: Um Kapazitäten für die akutstationäre Aufnahme von COVID-19-Patienten freizuhalten, müssen alle planbaren Behandlungen verschoben oder sogar unterbrochen werden. Es werden nur noch Behandlungen vereinbart, bei denen ein Aufschub aus medizinischen Gründen nicht vertretbar ist.
Am 16. Juni 2020 wird der Katastrophenfall von der Bayerischen Staatsregierung wieder aufgehoben. Damit ist es für den Passauer Wolf möglich, ab dem 19. Juni 2020 in kleinen Schritten zum Regelbetrieb zurückzukehren. Wir können in allen unseren Häusern wieder Termine für alle Behandlungen vereinbaren.
Die Schutzmaßnahmen bleiben dabei allerdings unverändert hoch. Alle Hygienestandards (auf Basis der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts) werden beim Passauer Wolf auch weiterhin konsequent umgesetzt, überwacht und regelmäßig geschult. Servicekräfte bringen die Speisen an den Tisch oder aufs Zimmer. Bei Selbstbedienung schützen Einweg-Handschuhe. Die Speisekarten sind digitalisiert. Per Barcode-Reader kann jeder Gast die Speisekarte auf seinem privaten Smartphone lesen. Für Gäste ohne Handy halten wir natürlich Alternativen bereit.
Die Anzahl von Plätzen in Veranstaltungs- oder Wartebereichen, aber auch in den Restaurants, haben wir deutlich reduziert, damit der Mindestabstand verlässlich eingehalten werden kann. Bodenmarkierungen und Hinweisschilder erinnern zudem an vielen Stellen an die sichere Distanz. Die Reinigungs- und Desinfektions-Routinen sind deutlich erhöht worden. Und natürlich wird auch ein Mund-Nasen-Schutz getragen – überall dort, wo man sich nicht alleine aufhält. Bei Unsicherheit oder Fragen finden unsere Gäste immer einen aufmerksamen Ansprechpartner. Auch wenn diese Mund-Nasen-Schutz tragen, unsere Ohren sind immer offen für alle Wünsche und Fragen unserer Gäste.


FREUDE — MIT UND OHNE MASKE
Im Juli treffen wir Manfred Hierler* im Passauer Wolf Bad Gögging. Wir haben uns — mit angemessenem Abstand — ins Restaurant zurückgezogen, um kurz über seine Reha-Erfahrungen in der Corona-Zeit zu sprechen.
»Eigentlich war ja meine Reha schon im April geplant«, erzählt Manfred Hierler, »aber dann kam Corona. Und alles war anders.« Als Parkinson-Patient hat sich Manfred Hierler streng an die Ausgangsbeschränkungen gehalten. »Das hat meine Beweglichkeit nicht gerade verbessert. Aber ich dachte, wenn ich mich jetzt auch noch mit Corona anstecke, das stehe ich nicht durch.«
Wolfsspur: Sie sind vor einer Woche hier angekommen. Wie haben Sie sich aufgenommen gefühlt? Haben Sie die Sicherheitsmaßnahmen nicht als befremdlich empfunden?
Manfred Hierler: Ich bin ja dankbar dafür, dass alle hier die Sicherheitsvorkehrungen ernst nehmen. Auch deshalb habe ich mich wohl aufgenommen gefühlt. Ich war schon einmal, vor einigen Jahren, hier in Bad Gögging. Die erste Zeit war eher wie ein Wiedersehen. Hinter manchen Masken habe ich bekannte Gesichter entdeckt.
Wolfsspur: Und wie sieht Ihr Programm aus? Manche Therapien lassen sich wahrscheinlich gar nicht durchführen?
Manfred Hierler: Ich glaube, hier sind die Profis einfach besonders erfindungsreich. Sie finden fast immer einen Weg, eine Therapie möglich zu machen – ohne die Sicherheit zu vernachlässigen. So sind jetzt bei Gruppentherapien die Gruppen deutlich kleiner, bei der Sprachtherapie schützt eine Plexiglas scheibe. Ansonsten wird auf den richtigen Abstand geachtet, und wir tragen Maske. Und die Therapie-Geräte werden nach jedem Gebrauch desinfiziert.
Wolfsspur: Gibt es etwas, das Sie in Ihrer ersten Woche besonders genossen haben?
Manfred Hierler: Ich habe mich besonders auf die Tanztherapie gefreut. Mit Musik geht ja alles leichter. Wir haben uns den Schäfflertanz vorgenommen. Dabei trainiert man die richtig großen Schritte. Für den Abstand zwischen den Personen sorgen Schwimmnudeln. Es war schönes Wetter. Wir waren draußen. Die Musik ging los und wir hatten einen Riesenspaß. Und dann muss ich noch sagen, dass ich es richtig genossen habe, zu Beginn meines Aufenthaltes alleine auf dem Zimmer gewesen zu sein, und sogar das Essen serviert bekommen zu haben. Dazu gab’s als Zugabe noch einen Guten-Appetit-Wunsch. Ich fühle mich wirklich aufmerksam umsorgt.
Wolfsspur: Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute.
*Name von der Redaktion geändert.
MORBUS PARKINSON
ist eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Verantwortlich sind Degenerationsprozesse im Gehirn: In einem bestimmten Gehirnareal sterben dopaminerge Nervenzellen ab. Warum sie das tun, bleibt in den meisten Fällen unklar. Der Mangel an Dopamin beeinträchtigt harmonische Bewegungsabläufe. Erste Symptome wie verlangsamte, unsichere Bewegungen, Versteifung oder Zittern oder auch leisere, undeutlichere Aussprache treten meistens nach dem 60. Lebensjahr auf. In Deutschland sind etwa 300.000 Menschen betroffen.
Mehr zur Parkinson-Behandlung im Passauer Wolf erfahren Sie auf passauerwolf.de.

Bildnachweis: Berli Berlinski