Ein plötzlicher Herzstillstand zog Alois Wolfrum Anfang 2023 jäh den Boden unter den Füßen weg. Die Aussichten auf eine Rückkehr in einen selbstbestimmten Alltag schienen zunächst düster. Dass der 59-Jährige heute auf seiner kleinen Ranch in Niederbayern sogar wieder aufs Pferd steigen und damit seinem größten Hobby nachgehen kann, ist ein kleines Wunder. Diesen erstaunlichen Genesungserfolg verdankt er neben der medizinischen Versorgung vor allem seiner Lebensgefährtin Ramona Maier. Während der Zeit im Krankenhaus und der anschließenden Rehabilitation im Passauer Wolf Nittenau stand sie ihm immer zur Seite und begleitet ihn bis heute auf seinem Weg zurück in ein neues, erfülltes Leben.
Ein Moment, der alles veränderte
Der Tag, an dem Alois Wolfrums Herz plötzlich versagte, begann wie jeder andere. Gartenarbeit mit der Familie, danach eine gemütliche Tasse Kaffee auf der Terrasse — nichts deutete darauf hin, dass sein Leben in Kürze eine dramatische Wendung nehmen würde. Ramona Maier erlebte den schicksalhaften Moment hautnah mit: »Wir saßen gerade auf unserer Terrasse, die Sonne schien und wir schmiedeten Pläne für den kommenden Tag, da wir wieder einmal mit unseren Pferden ausreiten wollten«, erinnert sie sich. »Während wir uns unterhielten, ließ ich meinen Blick zu unseren Pferden auf der Wiese vor dem Haus schweifen. Als ich wieder zurück zu ihm sah, spürte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Da hatte sein Herz auch schon aufgehört zu schlagen.«
Der steinige Weg der Genesung
Alois Wolfrum wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, noch auf dem Weg dorthin wurde die Reanimation eingeleitet. Die erste Diagnose der Ärzte — ein Sauerstoffmangel im gesamten Gehirn — ließ wenig Raum für Optimismus. »Besonders die ersten Wochen waren für uns beide schwer zu ertragen. Mein Lebensgefährte war fünf Wochen lang kaum ansprechbar und die düsteren Prognosen der Ärzte belasteten die Situation zusätzlich«, erzählt Ramona Maier. »Ich wusste nicht, ob er je wieder alleine sprechen, essen oder gehen können würde. Zu diesem Zeitpunkt musste ich davon ausgehen, dass ein normales Leben nie wieder möglich sein würde.«
Überfordert von der neuen Realität
Nach der Krankenhausbehandlung begab sich Alois Wolfrum zur Rehabilitation ins Passauer Wolf Reha-Zentrum Nittenau. Hier sollte er wieder auf die Beine gebracht und für eine Rückkehr in den Alltag fit gemacht werden. Als Folge des Sauerstoffmangels im Gehirn kämpfte er immer noch mit schweren körperlichen und geistigen Einschränkungen, darunter spastische Tetraparese, Orientierungsstörungen, Kommunikationsprobleme, Schluckbeschwerden und Wahrnehmungsstörungen. Dr. med. Zsuzsanna Sirovica, Funktionsoberärztin im Passauer Wolf Nittenau, erinnert sich: »Als Herr Wolfrum bei uns ankam, konnte er aufgrund seiner Einschränkungen nicht aktiv mitarbeiten und nicht an den notwendigen Therapien teilnehmen. Aus Angst zog er sich außerdem alle medizinischen Zugänge heraus und zeigte gelegentlich aggressives Verhalten. Daher mussten wir freiheitsentziehende Maßnahmen ergreifen, um Verletzungen zu verhindern.«

Die überraschende Wende
Ramona Maier besuchte ihren Lebensgefährten zunächst jeden Nachmittag in seinem Zimmer im Passauer Wolf. »Wir merkten, dass der Patient während dieser Zeiten wie ausgewechselt war. Die Nähe seiner Lebensgefährtin beruhigte ihn spürbar«, so Dr. Sirovica. Um die Situation weiter zu entspannen und den Therapieverlauf damit zu verbessern, entschied sich Ramona Maier dazu, rund um die Uhr bei ihrem Lebensgefährten zu sein. Dafür nutzte sie das Rooming-in-Angebot des Passauer Wolf, das Angehörigen ermöglicht, zusammen mit dem Patienten in einem Zimmer untergebracht zu werden.
Die ständige Anwesenheit seiner Lebensgefährtin veränderte die Situation grundlegend. Ihre Liebe, Aufmerksamkeit und Unterstützung halfen Alois Wolfrum, zur Ruhe zu kommen und motivierten ihn, an den Therapien teilzunehmen. »Ich sprach den ganzen Tag mit ihm, denn er konnte sich an nichts erinnern und verstand nicht, was mit ihm geschehen war. In unseren Gesprächen erzählte ich ihm von unserer gemeinsamen Vergangenheit und den vielen Abenteuern, die wir gemeinsam erlebt hatten«, so Ramona Maier. »Diese positive Aussicht auf das Leben, das dort draußen auf ihn wartete, weckte seinen Ehrgeiz, schnellstmöglich Fortschritte zu machen und wieder auf die Beine zu kommen.«
»Ich kann ihr nicht genug dafür danken«
Mit diesem neuen Antrieb ließen die Fortschritte nicht lange auf sich warten. Durch logopädische, Ergo- und Physiotherapie verbesserten sich seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Intensive Psychotherapie half außerdem dabei, die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden. Über diese Zeit im Passauer Wolf sagt Alois Wolfrum rückblickend: »Ramona war so wichtig für mich. Ihre Unterstützung und ihr Glaube an mich haben mir geholfen, mich körperlich, psychisch und emotional zu erholen. Ich kann ihr nicht genug dafür danken. Mein größtes Ziel war es, irgendwann wieder im Sattel eines Pferdes sitzen zu können. Dank ihrer Hilfe ist das tatsächlich möglich geworden.«
Wieder fest im Sattel
Heute, einige Monate nach der Rehabilitation, hat Alois Wolfrum sein altes Leben teilweise wiedererlangt. Obwohl er immer noch auf die ständige Unterstützung seiner Lebensgefährtin angewiesen ist, kann er wieder ein erfülltes Leben führen. Aufgrund seiner visuellen Wahrnehmungsstörung nimmt er die Welt hauptsächlich über Geräusche, Bewegungen und Stimmen wahr. Doch sein wichtigstes Ziel hat er erreicht: Er sitzt wieder im Sattel, und gemeinsam mit Ramona Maier lebt er ihre gemeinsame Leidenschaft für den Western-Lifestyle aus. Sie teilen eine Ranch mit fünf Pferden, einem Saloon und einem Tipi im Garten. »Wir sind Cowboy und Cowgirl«, sagt Ramona Maier. »Wir lieben Country-Musik und haben viele Freunde mit ähnlichen Interessen. Neben unseren Pferden genießen wir die Natur, zum Beispiel beim Wandern, Kanufahren und Schwimmen.« Auch wenn es eine herausfordernde Zeit war, hat Alois Wolfrum seine Entschlossenheit und seinen Lebensmut wiedergefunden. Er sieht die Zukunft voller Zuversicht und Dankbarkeit für das zweite Leben, das sie gemeinsam gefunden haben.
Fotos: Nicole Stiller, Ramona Maier