Die Idee von menschenähnlichen Maschinenwesen ist verblüffend alt. Schon in der griechischen Mythologie setzt Hephaistos, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst, mechanische Helfer als Werkstattmitarbeiter ein. Von Leonardo da Vinci kennen wir Skizzen einer Ritterrüstung mit kompliziertem Seilzugsystem im Inneren. Ab Ende des 18.Jahrhunderts tauchen menschenähnliche Maschinen auch in der Literatur auf, etwa »Der Maschinenmann« bei Jean Paul oder später »Der Sandmann« bei E.T.A. Hoffmann. Auch in der Frühzeit des Films, so in Fritz Langs »Metropolis« von 1927, haben Maschinenmenschen ihren Auftritt. Sie wirken ebenso faszinierend wie bedrohlich.
ENORME TECHNISCHE ENTWICKLUNG
Nach Ende des zweiten Weltkrieges bahnen rasante technische Fortschritte ganz neuen Technologien den Weg. Man denke etwa an die Erfindung des Transistors oder von integrierten Schaltkreisen. In Folge werden immer leistungsstärkere und kleinere Computer entwickelt. Bis zu Big Data, der unvorstellbar schnellen Verarbeitung ungeheuer großer Datenmengen, ist es da nicht mehr weit. Den nächsten Entwicklungssprung nennen wir KI – Künstliche Intelligenz. Sie basiert im Wesentlichen auf Algorithmen, die gigantische Datenmengen analysieren, Muster erkennen und Schlussfolgerungen ziehen. Auf diese Weise kann KI auch komplexe Aufgaben lösen und sich durch die Einbeziehung noch größerer Datenmengen immer weiterentwickeln (»lernen«). Kurz: KI bewältigt Herausforderungen, die »eigentlich« menschliche Intelligenz voraussetzen. Das kann auch Angst machen.
ALEXA, IST NOCH MILCH IM KÜHLSCHRANK?
Doch KI ist keineswegs menschenähnlich, sondern das Ergebnis enormer, von Menschen programmierter Rechenleistung. Ob sie – in Mäh- oder Saugrobotern integriert – über Fußballfelder oder Teppichböden flitzt oder 30 Sprachen stolperfrei übersetzt, ob sie Beleidigungen oder verbotene Inhalte in sozialen Medien aufspürt und löscht (was dem Menschen aufgrund der Datenmengen gar nicht mehr möglich wäre) oder Unmengen von Warenhaus-Robotern kollisionsfrei steuert: Auf KI basieren unzählige Assistenzsysteme, die Menschen entlasten, die Wirksamkeit erhöhen und dabei Fehlerquoten reduzieren. In vielen Bereichen dient sie dem Menschen schon heute.
EINE SCHLÜSSELTECHNOLOGIE
Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft, gerade auch im Gesundheitsbereich. Sie kann dazu beitragen, Krankheiten früher zu erkennen, bei der Erstellung von Diagnosen und Prognosen unterstützen oder Operationen – menschengesteuert – präzise und schonend ausführen. Um die Chancen der Künstlichen Intelligenz zu nutzen, braucht es immer Aufmerksamkeit und Grundsätze, die einen gesetzlichen und moralischen Rahmen für Entwicklungen setzen. So erarbeitet – zum Zeitpunkt dieser Magazinerstellung – die Europäische Union die weltweit erste umfassende Regulation von KI, den Artificial Intelligence Act (AI Act). Dabei ist klar: KI muss dem Menschen dienen. Auf den Folgeseiten zeigen wir Ihnen, wo beim Passauer Wolf die neuen Technologien eingesetzt werden und welche Erfahrungen unsere Patient:innen und wir gewonnen habe
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