Seit Oktober gibt es den Meerrettich endlich wieder frisch auf dem Markt oder im Gemüseregal. Wer ihn entdeckt, sollte zugreifen. Denn frisch gerieben, entfaltet er nicht nur seine gesunden Kräfte, sondern stellt geschmacklich auch jedes Fertigprodukt in den Schatten.
Wie Rettich, Senf oder Kohl gehört der Meerrettich zur Familie der Kreuzblütler. Schon in der Antike wurde er geschätzt: Eine Wandmalerei aus Pompeji zeigt Flora, die römische Göttin der Blüten, die mit ihrer Hand über eine blühende Meerrettichpflanze streicht. Seine ursprüngliche Heimat ist wohl Osteuropa, in Mitteleuropa verbreitet er sich im 12. Jahrhundert. Hildegard von Bingen erwähnt den Meerrettich in ihren botanischen Schriften als Heil- und Gewürzpflanze. Und auch bei den Seefahrern, war der Meerrettich, sehr beliebt: Durch seinen Vitamin-C-Gehalt konnte er vor Skorbut schützen.
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Antibiotikum aus der Natur
Meerrettich enthält die Vitamine B1, B2, B6 und viel Vitamin C, dazu wertvolle Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium und Phosphor. Seine besonderen Inhaltsstoffe sind jedoch die ätherischen Senföle, die erst beim Reiben oder Schneiden durch das Enzym Myrosinase entstehen. Diese Senföle riechen beißend, schmecken scharf und entfalten eine deutliche antibakterielle Wirkung. Sie wirken vor allem bei bakteriellen und viralen Atemwegs- oder Harnwegsinfekten, sind gut verträglich und bilden keine Resistenzen. Senföle wehren aber nicht nur Bakterien und Viren ab, sondern wirken auch gegen Pilze.
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Namensvielfalt
Regional haben sich viele verschiedene Namen für die scharfe Wurzel ausgeprägt. »Kren« heißt der Meerrettich in Südbayern und Österreich. In Franken wird er »Grien« oder »Kree« genannt. Weitere Namen? Bitte sehr: Rachenputzer, Bauernsenf, Pfefferwurzel, Pferderettich, Pepparoten. Woher aber der Name »Meerrettich« kommt, darüber wird bis heute spekuliert. Weil er übers Meer zu uns gekommen ist, sagen die einen. Weil er mehr als ein Rettich ist, meinen die anderen. Und dann gibt es noch diejenigen, die behaupten, der Name beziehe sich auf die »Mähre«, ein altes Pferd, dem der Meerrettich ein langes Leben verleiht.
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Guter Umgang
Von der erdigen Meerrettichstange immer nur so viel schälen, schaben oder bürsten, wie man aktuell braucht und erst kurz vor der Verwendung zerkleinern. Schon das Schälen setzt nämlich die wertvollen, schnell flüchtigen Senföle frei, die die Nase durchlüften und die Augen zum Tränen bringen. Angeschnittene Wurzeln in ein feuchtes Tuch einschlagen, dann bleiben sie im Kühlschrank lange frisch. Wenn geriebener Meerrettich übrig ist, am besten in Schraubgläser füllen und in den Kühlschrank stellen. Geriebener Meerrettich oxidiert schnell und färbt sich dann bräunlich. Ein wenig Zitronensaft verhindert das – einfach über die geriebene Masse träufeln.
Schnell, einfach, lecker!
Mit Meerrettich lassen sich so einige Leckereien auf den Teller zaubern. Wir haben uns durch die Kochbücher gewühlt und einige einfache Rezepte zum Nachkochen herausgesucht:
SAHNEMEERRETTICH
Leichter als gedacht. Sie brauchen nur fünf Zutaten und ein paar kleine Schraubgläser:
- 150 g Meerrettich
- 100 ml Schlagsahne
- 1 TL Salz
- 3 EL Zitronensaft
- 1 TL Zucker (oder Zuckeralternative)
Den Meerrettich sauber bürsten oder schälen und grob reiben. Alle Zutaten mit dem Pürierstab fein pürieren. Die fertige Paste in kleine, saubere Gläser füllen. Im Kühlschrank hält sich der Sahne-Meerrettich mehrere Tage.
KARTOFFEL-MEERRETTICH-RÖSTI
Die Kartoffel-Meerrettich-Rösti sind schnell zubereitet, gesund und lecker. Für vier Personen brauchen Sie:
- 300 g Kartoffeln
- 50 g Meerrettich
- 2 Eier
- 2 EL Mehl
- Salz, Pfeffer, Muskatnuss
- Öl für die Pfanne
Den Meerrettich sauber bürsten oder schälen, dann fein reiben. Die Kartoffeln schälen und grob raspeln. Kartoffel und Meerrettichraspel vermischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Die Eier dazugeben und alles gut verrühren. Mit Mehl abbinden. Öl in einer Pfanne erhitzen und je zwei Esslöffel der Masse in die Pfanne geben. Beidseitig kross braun braten und heiß servieren. Dazu passt ein grüner oder gemischter Salat.
KARTOFFEL-MEERRETTICH-SUPPE
Diese Wintersuppe wärmt vier Personen. Die Zutaten:
- 700 g mehligkochende Kartoffeln
- 150 g Zwiebeln
- 20 g Butter
- 1,5 l Gemüsebrühe
- 250 ml Schlagsahne
- 3 EL frisch geriebener Meerrettich
- Salz, Pfeffer
- als Garnitur: geröstete Brotwürfel oder geräucherte Forellenfilets (200 g)
Die Kartoffeln schälen, waschen und grob würfeln. Die Zwiebeln häuten und in grobe Würfel schneiden. Kartoffeln und Zwiebeln in Butter kurz anbraten. Mit Gemüsebrühe ablöschen und 25 Minuten bei milder Hitze köcheln lassen. Den Meerrettich reiben, mit der Schlagsahne unterrühren und 5 Minuten kochen lassen. Die Suppe mit dem Pürierstab pürieren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wer mag, serviert die Suppe mit gerösteten Brotwürfeln oder grob gezupften Forellenfilets.
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