Was wäre, wenn Sie sich als Regisseur Ihres eigenen Lebens verstehen würden? Wie würde das Stück heißen, in dem Sie die Hauptrolle spielen? Was wären Ihre besten Eigenschaften? Welche Ihrer Gewohnheiten würden Sie ausbauen oder ablegen? Tun Sie’s! Gestalten Sie jeden Tag Ihres Lebens in einer Weise, die Ihnen gefällt und die zu mehr Wohlbefinden und Gesundheit führt.
Natürlich ist nicht alles im Leben plan- oder trainierbar. Wie Sie Ihren Lebensstil gestalten, haben Sie allerdings selbst in der Hand. Sie entscheiden, ob Sie Ihr Leben als Bewegungsmuffel zubringen wollen oder auch mal die Laufschuhe schnüren, ob Sie sich ständig von Dringlichkeiten jagen lassen oder auch Raum für kleine Pausen schaffen oder wie aufmerksam oder nachlässig Sie Ihre Lebensmittel wählen. Lebensmittel versus Nahrungsmittel.
Bis zu 40 Kilometer legten unsere Vorfahren täglich zurück, um ihr Essen zu jagen und zu sammeln. Da haben Sie es heute leichter: Der nächste Supermarkt ist gleich um die Ecke, das Tier ist schon erlegt und schwimmt portionsweise geschnetzelt in Fertigsoße. Sie nehmen damit zwar Kalorien zu sich, aber durch industrielle Verarbeitung gehen wichtige Nährstoffe verloren und ungünstige Zutaten wie Geschmacksverstärker, Zucker und Konservierungsmittel kommen hinzu. »Also greifen Sie, so oft es möglich ist, auf kaum oder unverarbeitete Lebensmittel zurück«, empfiehlt Dr. med. Stephan Biesenbach, leitender Arzt im Passauer Wolf Reha-Zentrum Nittenau. »Unverarbeitet sind z. B. Fleisch (bevorzugen Sie weißes Fleisch), Fisch (frisch oder gefroren), Obst, Gemüse und Eier. Und: tauschen Sie Weißbrot gegen Vollkornbrot! Denn beim Weißbrot wird vom Weizen alles entfernt, was gut ist, nämlich Keim und Kleie. Nach der Verarbeitung bleibt nur noch mit Ascorbinsäure versetztes Mehl zum Backen übrig – außer Kohlenhydraten eigentlich nichts.«
In Bewegung kommen
Überlegen Sie mal: Wie viele Stunden haben Sie heute sitzend verbracht? Nach einem DKV-Report sitzt jeder Deutsche durchschnittlich 7,5 Stunden täglich, im Auto, im Büro, auf der Couch. Tipp von Dr. med. Stephan Biesenbach: »Nutzen Sie jede Gelegenheit, um zwischendurch mal aufzustehen. Gönnen Sie sich einen Spaziergang in der Mittagspause – eine Wohltat für Körper und Geist. Im Passauer Wolf Nittenau haben wir übrigens die ‚Bewegte Dienstübergabe‘ ins Leben gerufen. So starten die einen entspannt in den Feierabend und die anderen frisch in den Dienst.«
Auf Anspannung folgt Entspannung
In einer TK-Studie gibt fast jeder vierte Deutsche an, häufig gestresst zu sein. Dabei ist Stress nicht per se schlecht. Er treibt an, macht blitzwach und motiviert uns, unser Bestes zu geben. Doch muss auf Anspannung Entspannung folgen. Dauerstress macht krank, raubt den Schlaf oder bringt das Herz zum Rasen. Dr. Biesenbachs Vorschlag: »Bauen Sie bewusst kurze Pausen in Ihren Tag ein. Gönnen Sie sich dabei auch Auszeiten von Bildschirmen aller Art. Insbesondere die Zeit nach 20 Uhr sollten Sie nutzen, um aus der Alltagshektik auszusteigen. Gehen Sie noch eine Runde spazieren, genießen Sie ein entspanntes Bad – dann sind Sie bestens vorbereitet auf eine erholsame Nacht.«
Dr. med. Stephan Biesenbach ist Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, Sportmediziner und u. a. Chirotherapeut. Seine Leidenschaft als Mediziner hat sich von der chirurgisch-handwerklichen »Reparaturmedizin« zur vorbeugenden Lebensstilgestaltung entwickelt. »Das liegt wohl auch an den Erfahrungen, die ich im Rahmen meines Studienabschlussjahres in West-Australien beim Aboriginal Medical Service machen durfte. Abgereist aus der Komfortzone der zivilisierten Welt, betreute ich beispielsweise junge Menschen, die durch Fehlernährung und Alkohol krank geworden sind«, erzählt er. »Meine Leidenschaft als Mediziner richtete sich zunehmend auf die Verhinderung ungünstiger Lebensstilfolgen aus.« Dr. med. Stephan Biesenbach ist leitender Arzt im Passauer Wolf Reha-Zentrum Nittenau. Sein Engagement gilt auch den Schwerpunkten Prävention, Gesundheitsförderung und Alterstraumatologie.
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