In früheren Zeiten war die suche nach dem Glück bei den Philosophen zu Hause. Epikur beispielsweise skizziert einen Weg zu geradezu kindlicher Lebenslust und der Abwesenheit von jeglichem Schmerz. Die Grenzen dieses Weges beschreibt er allerdings mit der Fähigkeit zu Einsicht und Vernunft. Für Sokrates, Platon und Aristoteles kann einzig eine tugendhafte Lebensweise zu Freude und Glück führen. Hingegen sieht der Chinese Lao Tse das wahre Glück in der Untätigkeit. »Wenn der Mensch aufhöre, dem Glück oder anderen Zielen hinterherzulaufen, dann sei er wirklich glücklich.«
Inzwischen hat das Glück auch bei Soziologen, Psychologen und Gehirnforschern vorbeigeschaut. Aber so richtig dingfest will es sich nicht – machen lassen. So gingen Wissenschaftler lange Zeit davon aus, dass die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn den Lustgewinn verursacht. Aber 1996 zeigte der Biopsychologe und Neurowissenschaftler Dr. Kent Berridge von der University of Michigan zusammen mit seinem Kollegen Dr. Terry Robinson, dass Dopamin nicht für das Hochgefühl selbst verantwortlich ist, sondern eher für das tiefe Verlangen mit der Aussicht auf Belohnung. Die Quelle allen Vergnügens hat sich zum starken Motivator gewandelt. Derzeit erforscht Berridge, wo und wie Vergnügen im Gehirn ganz genau stattfindet.
Auch andere Fachgebiete lösen sich aus tradierten Sichtweisen, suchen neue Wege, ändern die Perspektiven. Im Gegensatz zur traditionellen Psychologie, die sich auf die Behandlung von Defiziten konzentriert, befasst sich die Positive Psychologie mit den guten Aspekten des Lebens. Es entsteht Raum und Aufmerksamkeit für die schönen Gefühle, für Freude beispielsweise, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, für individuelle Stärken, Dankbarkeit, Solidarität, Glück. Dabei profitieren wir von der sogenannten neuronalen Plastizität des Gehirns. Darunter versteht man die Fähigkeit des Gehirns – von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen – sich zu verändern. Unser Gehirn ist ein sehr ergonomisches Organ: Was gebraucht wird, bildet sich aus, was nicht gebraucht oder nicht geübt wird, bildet sich einfach zurück. Das bedeutet auch, dass wir es selbst sind, die das Gehirn gestalten – durch die Art und Weise, wie wir es gebrauchen. Freude kann man üben! Ein paar Vorschläge dazu:
Wie Sie die Freude in Ihr Leben einladen:
- Hören Sie die Musik, die Sie lieben: Wenn sie zum Beispiel Wartezeiten vor sich haben, nehmen sie die Kopfhörer mit. Genießen Sie das Hochgefühl, das sich einstellt, wenn Sie Ihre Lieblingsmusik hören.
- Der passende Moment ist genau jetzt: Warten sie nicht auf eine bessere Gelegenheit oder einen bestimmten Anlass, um eine idee oder einen guten Vorsatz zu verwirklichen. Sie wollen in der Mittagspause eine Runde spazieren gehen? Beginnen sie heute damit!
- Verbringen Sie zeit mit gleichgesinnten Menschen: Schaffen sie schöne Gelegenheiten zum Zusammensein, ein Picknick zum Beispiel. Verabreden Sie sich zum Radfahren, Spielen, Schwimmen … Der Umgang mit Gleichgesinnten stärkt und schenkt Freude.
- Gönnen Sie sich kleine Auszeiten: Verabschieden sie sich für ein paar Minuten aus der Alltagshektik. Schalten Sie die digitale Erreichbarkeit ab. Schauen Sie aus dem Fenster, sehen Sie den Wolkenbildern zu. Hören Sie den Wind in den Bäumen?
- Lassen sie sich auf die Natur ein: Sie ist ein großer Glücksbringer. Sie spüren das deutlich, wenn Sie aufs weite Meer schauen. Aber auch um die Ecke, am kleinen Bach, auf Blumenwiesen oder im Wald verströmt sie ruhe und Schönheit für Sie.
wie sie die freude aus ihrem Leben VERtREIBEN:
- Setzen Sie sich kontinuierlich unter Druck: Wer immerzu etwas tun muss, fühlt sich schnell gestresst, fremdbestimmt und ausgenutzt.
- Vergleichen Sie sich permanent mit anderen: Das führt auf Dauer sicher zu Unzufriedenheit, Neid und Missgunst.
- Beschäftigen Sie sich ausführlich mit Vergangenem. Wer seine Aufmerksamkeit immer in die Vergangenheit lenkt, hadert nicht nur schneller mit seinem Schicksal, sondern verpasst auch die schönen Augenblicke der Gegenwart.
- Genug ist nicht genug: Wer nie mit dem Erreichten zufrieden ist, öffnet der Unzufriedenheit Tür und Tor.
- Geben Sie sich immer wieder dem Kaufrausch hin: Wer glaubt, Konsumieren mache glücklich, der täuscht sich. Sehr schnell verfliegt der Reiz des Neuen und macht der Unzufriedenheit Platz.
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