Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, entdeckt noch vielerorts einen Lindenbaum die Welt geht, entdeckt noch er mit offenen Augen durch meist im Zentrum einer Gemeinschaft, am Marktplatz, vor der Kirche, beim Dorfbrunnen.
Ab Ende Mai verströmen seine Blüten ihren linden, süßen Duft, laden zum Innehalten unter ausladender Krone ein. Ihre herzförmigen Blätter tragen das Zeichen der Liebe. Die Linde kann uralt werden, von bis zu tausend Jahren spricht man. Als Friedens-, Tanzoder Gerichtslinde spielt sie eine große Rolle für die Gemeinschaft. Schon Martin Luther schreibt: »Unter der Linde pflegen wir zu trinken, zu tanzen, fröhlich zu sein, denn die Linde ist unser Friede- und Freudebaum.« Nach überstandenen Kriegen oder Epidemien pflanzte man einen Lindenbaum. Noch 1991 wurde am topografischen Mittelpunkt Gesamtdeutschlands im thüringischen Niederdorla eine Linde eingesetzt – als Zeichen der wiedergewonnenen Einheit. Man schreibt der Linde »lindernde« Kräfte zu. In den Blättern sind das vor allem entzündungshemmende Schleimstoffe, darüber hinaus auch Gerbstoffe und verschiedene Enzyme. Auch die Blüten enthalten Schleimstoffe, dazu Glykoside – insbesondere Quercitrin, Rutin und Astragalin. Ihr Duft wirkt beruhigend, blutdrucksenkend und entzündungshemmend.
IN BÄUME BEISSEN
Wer noch nie von den Blättern eines Baums gekostet hat, könnte es mit jungen Lindenblättern einmal probieren. Denn sie schmecken auch roh süßlich und mild – ein geschmacklicher Gewinn für jeden Salat. Als Topping könnten Sie noch ein paar Lindenblüten darüberstreuen, die ebenfalls essbar sind und köstlich schmecken. Oder Sie legen ein paar frische Blätter auf ein Butterbrot. Oder mixen sich einen leckeren Smoothie. Noch unkomplizierter gelingt Ihre »Baumblatt-Premiere«, wenn Sie bei Ihrer nächsten Landpartie einfach in ein Blatt beißen.
Sommer auf dem Teller
Vielleicht halten Sie bei Ihrem nächsten Ausflug nach Linden Ausschau? Sie wachsen oft an hellen, sonnigen Standorten. Als einzeln stehender Baum markiert die Linde besondere Orte, etwa Kapellen oder Wegkreuze. Aber auch als Alleebaum kann man sie entdecken. Je nach Art wächst die Linde zwischen 15 und 40 Metern hoch und bildet eine mächtige Baumkrone über einem geraden Stamm. An ihren charakteristischen, herzförmigen Blättern werden Sie sie sicher erkennen. Bevor Sie sich ans Sammeln von Blüten und Blättern machen, schauen Sie noch einen ruhigen Moment in die grüne Krone. Der Blick ins Grüne wirkt entspannend, beruhigend und regenerierend. Beim Sammeln nehmen Sie bitte nur so viele Blätter und Blüten mit, wie Sie wirklich verbrauchen können. Für den Heimweg legen Sie Ihre Pflanzenschätze locker in luftdurchlässige Stofftaschen, Papiertüten oder Körbe. Und dann: Schnell verarbeiten und genießen!

Linden-Rolls mit Schafskäse
Ein paar Kirschtomaten, eine getrocknete Tomate (in Öl),einige Cashewkerne und Schafskäse kleinschneiden, mit Salz,Pfeffer und Balsamico würzen und zu einer streichfähigen Masse pürieren. Bei Bedarf mit Olivenöl verdünnen. Jedes Lindenblatt mit ungefähr einem Teelöffel der Masse bestreichen und aufrollen.

Lindenpesto
Zwei Knoblauchzehen, 50g Pinienkerne, eine Hand voll Lindenblätter und ein Bund Basilikum grob hacken, 25g Parmesan reiben, alle Zutaten mit sechs Esslöffel Olivenöl in einer Küchenmaschine oder mit dem Pürierstab pürieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. In heiß ausgespülte Gläser füllen. Pesto mit Olivenöl abschließen.

Aromahonig
Eine Tasse frische Lindenblüten mit einem Glas Honig übergießen. Vor dem Verzehr mindestens eine Nacht ziehen lassen. Das feine Lindenaroma adelt Müslis und Quarkspeisen und süßt Tees oder Limonaden.
Lindenblütentee
Lindenblütentee schmeckt nicht nur gut, sondern lindert auch Hustenreiz und Halsschmerzen. Das liegt an den enthaltenen Schleimstoffen. Zudem wirken Glykoside entzündungshemmend und schmerzstillend und können sogar bei fieberhaften Erkältungen und grippalen Infekten helfen. Für den guten Tee zwei Teelöffel frische Lindenblüten oder einen Teelöffel getrocknete Blüten mit ¼l kochendem Wasser übergießen. 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken.
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